Ach, Arthur!

chaos DE LUXE: Glück
chaos DE LUXE: Man muss notorische Verführer mit ihren eigenen Waffen schlagen – Polly kriegt bei Schnitzler viel Licht ins Dunkel.

"Ist es ewige Liebe oder doch nur eine Zwangsneurose?" Da stand die Frage, wie in roten Lettern blinkend. Vor zirka 110 Jahren hatte sie sich Arthur Schnitzler gestellt – der unerreichte und gleichzeitig grausamste Analytiker aller Mann-Frau-Spiele. Zehn Bände und Tausende Seiten umfassen seine Tagebücher. Nach der Lektüre schleppt man sich wie durch den Zielraum einer jahrelangen Rätselrallye mit dem Arbeitstitel "Wie tickt der Mann?" Und weiß, was man schon ohnehin immer dunkel ahnte: Es geht nicht um die Beute, sondern vor allem um ihre Erlegung. Kaum zappelten die Fifis, Mizzis und Poldis im Netz der Hingabe, verloren sie auch schon schon ihren Zauber. Und nur nach denen, die den notorischen Verführer mit seinen eigenen Waffen schlugen und ihn zu einem austauschbaren "amant de coeur" degradierten, verzehrte er sich in energetischem Hass: "Canaille, Komödiantenhure, niedrige Creatur!" Monogam ist der richtige Mann nur, wenn er müde ist oder sonst nichts Besseres vorhat. "Ich habe sie wahnsinnig geliebt, während ich sie betrog", schreibt Schnitzler über eine der vielen Mizzis. Er verspricht den Himmel, weil er einfach nur seine Ruhe möchte. Und manchmal auch für Minuten daran glaubt, dass es ewig dauern könnte. Ein Glück, dass die Ewigkeit oft so überschaubar ist. Doch "der Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange auf ihn freut". Und am Ende gilt für alle der Satz aus dem "Paracelsus": "Wir spielen immer. Wer es weiß, ist klug." Ich klingelte bei F an, die gerade ihre gescheiterte Zwangsneurose leckte und sagte: "Die gute Nachricht: Wir müssen es nicht persönlich nehmen." – "Was jetzt?" – "Nun ja, die Sache mit den Männern. 5.000 Seiten Schnitzler und du weißt alles." – " Der Mann ist tot, aber meine Kränkung quietschlebendig. Gib mir die Kurzfassung, aber chello!"

polly.adler(at)kurier.at

www.pollyadler.at

Polly Adler liest aus ihrem neuen Roman "Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen"…

Ach, Arthur!

20. Mai: In der Buchhandlung Thalia, Wien Mitte, 1030, Beginn 11 Uhr, Eintritt frei21. Mai: In der Arena 21 im Wiener Museumsquartier, 1060, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei24. Mai: In der Buchhandlung Frick in der Schönbrunnerstraße 261, 1050, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei.

Ach, Arthur!

Der erste Polly-Adler-Roman "Venus im Koma"

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