Ich Instagram-Opfer!

Raus aus dem Leben der anderen.
Polly Adler

Polly Adler

Raus aus dem Leben der anderen.

von Polly Adler

Instagram-Opfer

Was für ein Luxus! Das Internet in der Sri Lankesischen Kuranstalt zickt. Somit hat auch das sinnlose Herumgestolpere im Leben der anderen ein wohltuendes Ende. Man kippt ja zunehmend ins Genre des Instagram-Opfers. Will ich wirklich wissen, dass Monsieur Sarkozy beim „petit dodo“-Machen seinen Mund, inklusive Speichelrinnsal links, halb offen hat und das Kuscheltier seiner Tochter an sich gedrückt hält? „Früher brachen die Männer auf, um Löwen zu jagen und Länder zu erobern“, schreibt Yasmina Reza, „und heute?“ Was reitet Carla Bruni official, ihren Chouchou in einem solchen Zustand der Weltöffentlichkeit vorzuführen? Und dann noch anzumerken, dass er bald aufs Trimmrad muss. Zu viele Austern-an-Sancerre-Orgien. Carla official probiert dabei zu lächeln, was bei dem Silicon Valley, das früher einmal ihr Gesicht war, ein bisschen schwierig scheint. Cindy Crawford filmt indessen die Beine ihrer Tochter ab und erklärt, dass ihr Anblick sie wahnsinnig macht, weil sie dabei ständig an ihre eigene Vergänglichkeit erinnert wird. Das Kind, das wie eine Raubminiatur seiner Mutter aussieht, musste ja schon mit 15 deren Supermodel-Erbe antreten. Und bei Sarah Jessica Parker dürfte es ehetechnisch auch wieder prinzig laufen, denn #besthubbyintheword wird reichlich blass, aber doch immer wieder ins Bild gerückt. Und warum schleiche ich mich wie ein voyeuristischer Tarnzwerg in diese potemkinschen Dörfer von Glück? Vielleicht zu wenig eigenes Leben, hä?
Dieser abartige Drang zur Selbstinszenierung unter den Promis macht ja auch eine ganze Branche arbeitslos. Bald wird es Gnadenhöfe für Paparazzi geben müssen. Unlängst seufzte so ein Instagram-Hochleistungssportler, der mit dem Fortpflanz befreundet ist, zu später Stunde: „Ich wünschte, ich hätte ein nur annähernd so tolles Leben wie mein Insta-Profil.“ #smartie #savereality #fucklikes.


polly.adler@kurier.at

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