Werde ein Plausch sein!

Was wir aus Heiratsangeboten aus eMails lernen können.
Polly Adler

Polly Adler

Es läuft in vielen Beziehungen nach den Prinzipien einer Handelspartnerschaft.

von Polly Adler

über Heiratsangeboten aus eMails

Gute Tag! Sie und ich werde eine Plausch sein?“ Das ist bereits das dritte Mail von Irina, das diese Woche in meinem Elektro-Postkasten gelandet ist. Irina „möchte dich entsprechen“ und hofft „allen zu erkunden.“ Irina sieht aus wie Skippy (nicht das Buschkänguruh, sondern die kleine Schwester von Barbie), von atlantiküberquerungsgeeigneter Schlauchbootgröße ist jedoch ihr Mund. Er ist fast größer als ihr Gesicht. War wahrscheinlich ein Hobby-Dermatologe, der Schlauchboot-Schöpfer. Sie lebt liebegescheitert in einer südrussischen Kleinstadt. Vielleicht sollte die georgische Vermittlungsmafia nicht den Google-Translator bemühen, um die Schutzinstinkte westlicher Männer in Richtung Irina zu mobilisieren, aber bei längerem Nachdenken verliert diese Form der Ehe-Vercheckerei auch ihren Schrecken. Schließlich läuft es in vielen Beziehungen nach den Prinzipien einer Handelspartnerschaft. Die vordergründige Gleichung, die man aus den grellen Illustrierten kennt: Sie wirft Jugend, ein Kurvenreich und Adorationskapazitäten in den Jackpot; sein Angebot besteht aus sozialem Aufstieg und finanzieller Versorgung, um die 30 bis 40 Jahre Altersunterschied zu kompensieren. Aber natürlich gibt es auch Karrieredamen, die sich lebensuntüchtige Jungs zur Brust nehmen, weil deren Chill-Modus sie entschleunigt und sie sich das einfach leisten können. Oder steile Feger von Männern, die sich Frauen zur Seite stellen, die so farbenfroh und exzentrisch sind wie mittelburgenländische Handarbeitslehrerinnen. Weil sie neben dieser Art von Mauerblümchen selbst noch besser zur Geltung kommen. Oder weil sie ihre Fadesse-Mademoiselle an ihre erste Liebe erinnert. Oder noch schlimmer: an ihre Mutti. Alles in allem gibt es immer Erklärungsmodelle, warum die unterschiedlichsten Menschen „eine Plausch werden“. Und sie haben alle ihre oft auch bizarre Logik, die manchmal einfach besser ein Geheimnis bleibt.

www.pollyadler.at
polly.adler@kurier.at

Breakfast at Polly’s - die Scherztherapie am Sonntagvormittag im
Wiener Rabenhoftheater: Die Burg-Stars Maria Happel und Petra Morzé sowie Ladykracher Andrea Händler begeiten Kultkolumnistin Polly Adler (alias Angelika Hager) auf ihren „Amourhatschern” durch das Krisengebiet der Liebe.
Am 30. April und 28. Mai um jeweils 11 Uhr.

Karten unter www.rabenhoftheater.com zu bestellen.

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