My girls!

"Die Leute sagten zu mir: Du bist nicht hübsch, wirst es nie sein. Aber das macht nichts: Denn du hast Stil.“ That's my girl! Iris Apfel, freche 94, tourt neuerdings durch einen Autospot. Was ist ihr Geheimnis? Ganz einfach: Sie will nicht jünger wirken, als sie ist. Weil sie diese Form des Wettbewerbs gar nicht notwendig hat. Das ist nämlich Tussi-Gebiet. Ihr Botox hingegen ist die Gelassenheit. Sie ist Iris Apfel – unverwechselbar, eine Marke auf zwei Beinen, niemand, der irgendwelchen Moden folgen muss, sondern einfach welche begründet, wenn ihr gerade der Sinn danach steht. Unlängst war ich auf der Geburtstagssause einer 75-jährigen Freundin. Prachtvolles Essen, prachtvolle Leute quer durch alle Altersgruppen und mittendrinnen die Jubilarin, ungeschminkt, wie auch sonst völlig naturbelassen, schön und quietschfidel. Voller Pläne. Sie wurde kürzlich von einem Hollywood-Agenten unter Vertrag genommen. Mit 75! Sie ist die beste Kostümbildnerin dieses Landes. Aber ohne Beweisnotstand. Falco beschrieb knapp vor seinem Exit jenes Gefühl so: „Lass es mich so sagen: Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, beweisen sollen sich jetzt andere.“ Beim Älterwerden braucht man vor allem eines, sagen die Forscher: Pläne. Ohne Pläne stirbt die Seele an Sauerstoffmangel. Und diese Pläne sollten ein bisschen mehr Pep haben als eine Zahnsteinentfernung oder ein Pediküretermin. Und meine geliebte Dorothy Parker gab für den Reifungsprozess noch das Kommando aus, es in der Kunst der Konversation auf Weltklasseniveau zu bringen. Also immer ein paar gepflegte One-Liner auf Oscar-Wilde-Niveau im Köcher haben – so sieht man nie alt aus. „Jeden Morgen putze ich mir die Zähne und schärfe meine Zunge“, sagte Missis Parker. Und bei jedem Anruf meldete sie sich statt mit ihrem Namen mit den schönen Worten: „What fresh hell is this?“ Ein Spruch von zeitloser Schönheit. Doppel-That's-my-girl!

polly.adler@kurier.at