Mel und die Möbeltherapie
Ob wir den Frauentag kommenden Mittwoch brauchen?
Die Oscars sind zwar schon längst wieder Geschichte, aber mir ist noch immer flau im Magen, wenn ich an das Szenario denke: Mel Gibson, weltberühmt wegen seiner Alkoholexzesse und antisemitischer Entgleisungen, geht über den roten Teppich und zieht die schüchtern blickende Mutter seines neunten Kinds hinter sich her. Rosalind Ross ist 24, Gibson 59. Sie sieht also nicht mehr aus wie seine Tochter, sondern schrammt hart am Enkelinnen-Verdacht. Es ist ein ohnehin schon sehr gespenstisches Bild, das noch einen Tick schauriger wird, als Gibson die Glückwünsche für das frisch geborene Baby von einem deutschen Reporter entgegen nimmt und seine äußerst magere Gefährtin danach (ohne dass die Frau auch nur irgendwie vorgestellt wird) in die Flanken knufft und voll Trophäenstolz fest stellt: „Schau' sie dir nur an, Buddy, es ist gerade einmal fünf Wochen her und so sieht sie schon wieder aus.“ Die Frau bleibt stumm, sie hat sich offensichtlich schon daran gewöhnt, dass sie von ihrem Kerl wie ein Möbel behandelt wird. Es ist ganz klar ersichtlich eine Handelspartnerschaft: Couture-Kleider, roter Teppich, ein Mann, den jeder kennt, dafür muss es einfach drinnen sein, dass man sich ab und an vergegenständlichen lässt. Die Szene erinnert an Trumps Antrittsbesuch im Weißen Haus, als er alleine die Feststiege hinauf zu den Obamas hirschte und seine Grumpy First Lady sich alleine aus der Limo schälen musste. Liegt gerade voll im Trend, dass Frauen wie einmal mehr oder auch weniger geliebtes Spielzeug behandelt werden. War aber nie ganz aus der Mode. Ob wir den Frauentag am kommenden Mittwoch brauchen? Ich fürchte, wir werden uns noch eine ganze Weile darüber ärgern, dass wir ihn feiern müssen. Nämlich solange Typen wie Mel und Don auf der freien Wildbahn ihre Lianen schwingen und natürlich solange es irgendwelche Janes gibt, die auf die äußerst bereitwillig hinaufklettern ...
polly.adler@kurier.at
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