Glücks-Terror
Völlig frauenunsolidarisch konnte ich Super-Fritz sogar verstehen
Breaking news: Stell dir vor, der Super-Fritz hat sein Glück in die Luft gesprengt!“ – Kunstpause, F wollte den Info-Vorsprung nach allen Regeln der Natternkunst auskosten. – „Wie denn das?“ – „Mit einem Airbag-Fräulein aus dem Postbüro ...“ – „So ein garstiger Testosteron-Dinosaurier!“ Und jetzt die wirklich schlimme Nachricht: Völlig frauenunsolidarisch konnte ich Super-Fritz sogar verstehen. Er hatte wahrscheinlich Dauersodbrennen wegen des Glücksterrors, den unsere gemeinsame Freundin K auf ihn ausgeübt hatte. Sie hatte den armen Fritz wie ein Staubsauger in ihre Puppenhauswelt eingesaugt. Super-Fritz musste ständig als Versuchskaninchen für noch farbenfrohere Vegan-Rezepte herhalten und jedes Karfiol-Avocado-Mus wie einen Durchbruch in der Krebsforschung laudatieren. Er wurde in Theaterstücke geschliffen, in denen vier Stunden lauthals und unter Einsatz von Farbkübeln nichts passierte. Er musste Ks völlig ungezogenen Kindern ein Montessori-kompatibler Patchwork-Vati sein. Es wurde von ihm auch verlangt – welch ultimativer Kastrationsakt! – mit K Pilates-Stunden zu besuchen. Und dann sollte er – trotz all diesem Mega-Stress – noch ständig kundtun, wie glücklich ihn das alles nicht mache. Und wie wertlos, inhaltsleer und grau sein Leben als Normalo-Fritz eigentlich gewesen war. Das funktionierte eine Zeit lang auch wie am Schnürchen. Deswegen nannte K ihn ja auch Super-Fritz. Die Airbags des Post-Fräuleins (oh Gott, das klingt sehr nach „Mad Men“) waren da wahrscheinlich nur ein Vorwand, um endlich einmal wieder ganz normal unglücklich sein zu dürfen. Und dabei blutiges Fleisch zu essen. Und einen Tag einfach nur im Bett zu bleiben. Und alle Hausschuhe, die die Glücks-Domina ihm gekauft hatte, brennend aus dem Fenster zu werfen.
Der von den altlinken Klugscheißern so gerne strapazierte Adorno-Spruch „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ trug einfach eine große Wahrheit in sich.
polly.adler@kurier.at
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