Geh’ scheißen, Gentrifikäschn!
Zwischen Spielpyjama und offensivem Freizeitlook
Ich will einen Wurstsalat! Verblöden mit der „die heute“. Nachts mich ins Wasser werfen – trotz Biber-Alarm. Fleischstücke sollen solche Viecher in der Alten Donau schon Schwimmern aus den Unterschenkeln gerissen haben. Der Biber als weißer Hai der kleinen Frau, also mir. Ich möchte eintreten in den tobenden Wo-geht's-hier-zum-nächsten-Rabatt-Irrsinn, der allmorgendlich zwischen den Anstaltsbewohnern unserer Kabanensiedlung tobt. „Hannovermarkt, alles andere ist sinnlos – eine halbe Kuh um no weniger als nichts“. Zarte Fragen wie „Hat die Kuh Freunde gehabt?“ oder „Wurde ihr bei der Schlachtung das Huferl gestreichelt? “ fallen da unter „voll schwul“. Und bitte auch nicht vergessen: „Achtung: Beim Supermarkt XY gibt's heute Knabbergebäck um 25 Prozent ermäßigt und morgen dasselbe mit Tiefkühlgemüse.“ Argument: „Es ist aber Sommer, da esse ich Frischgemüse“, wird weggewischt: „Gut, da zahlst aber dann den Vollpreis, mir ist wurscht, das musst du mit dir selber ausmachen.“ Mit mir selber mache ich aus, dass das bebaute Gebiet mich ab jetzt buckelfünferln kann. Die High Heels kommen in die Garage. Ich renne in Klamotten herum, die irgendwo zwischen Spielpyjama und offensiver Freizeitlook einzuordnen sind. Anstaltskleidung eben. Vier Freundinnen habe ich schon eingeschleust in Kabanien. Die sind auch schon im vollen Wurstsalat-Modus. Ich muss noch an meinen botanischen Skills feilen. Drei Hortensien habe ich heuer schon ermordet. Der Zugang zum Hortensien-Himmel wird mir verwehrt bleiben. Macht nichts. Ich hab’ ja mein irdisches Paradies, mein Kaisermühlen, wo die Damen-Oberbekleidungsgeschäfte mit dem Schild „Butik“ versehen sind und die Friseurläden (nicht wie im affigen Bobohausen Headquarter, Querkopf oder Haarscharf) heißen, sondern „Zu Gabis flotter Schere“, und die G-e-n-t-r-i-f-k-ä-sch-n generell so was von scheißen gehen kann. Excuse my French, aber gerne auch noch!
www.pollyadler.at
polly.adler@kurier.at
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