Dramen von Geld
Warum werden Mickey-Mouse-Unternehmer dermaßen vom Staat gepiesackt.
Ich öffne den Brief. Lese ihn. Schließe die Augen, weil ich mir einbilde, damit dessen Inhalt ungeschehen zu machen. Es ist ein Brief jener Anstalt, die sich Sozialversicherung nennt. Man teilt mir mit, dass meine Nacheinstufungen 2017 in etwa drei meiner Bruttomonatsgehälter ausmachen, wobei ich bitte nicht vergessen möge, dass natürlich die normalen Quartalszahlungen davon unberücksichtigt bleiben. Ich werde also im kommenden Jahr ungefähr sechs Monate ausschließlich für die SVA arbeiten. Das trifft sich insofern gut, als ich ab 1. Juli sowieso anfangen muss, für das Finanzamt mit all seinen Vor-, Rück- und Versäumnis-Raten in die Tasten zu klopfen. Ich beschließe meinen Nervenzusammenbruch auf morgen zu vertagen und suche den Gastgarten meines Vertrauens auf. Nur: Der Gastgarten ist nicht da. Vielleicht hat er ja auch so einen Brief bekommen und leckt gerade irgendwo seine Wunden. Der Vater des verschwundenen Gastgartens erzählt mir in der dunklen Wirtsstube, dass irgendein Formular für einen Antrag, der deswegen noch nicht berücksichtigt werden konnte, in einem kafkaesken Magistrat verschwunden ist. Und der zuständige Beamte wegen etwas Affigem wie einer Gaumenzäpfchenprellung seit längerer Zeit nicht ans Rohr zu kriegen ist.
Die neue Wein-Käsebar können wir, um uns zu trösten, dann auch noch nicht besuchen. Irgendeine Ab- oder Entlüftung entspräche nicht den Vorstellungen einer höheren, finsteren Macht (Voldemort?!) – Eröffnung auf unbestimmte Zeit vertragt. Bleibt die Frage an das Universum, warum solche Mickey-Mouse-Unternehmer wie wir dermaßen vom Staat gepiesackt werden. Und jegliche Form von Leistung und Eigeninitiative so nachhaltig bestraft wird.
Die quietschfidelen Frührentner, die einem besonders in der warmen Jahreszeit überall entgegenpurzeln, haben offensichtlich rechtzeitig die richtigen Formulare ausgefüllt. Ich liebe Österreich, aber ich mag es oft nicht.
polly.adler@kurier.at
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