Chaos, Panik, Einbruch
Gnädigste, Tschuldigung, aber bitte kane Wellen.
Man kann gar nicht meckern, denn wir hatten ordentliche, nahezu rücksichtsvolle Einbrecher. Sie mussten aus Old-School-Ländern zum Verbrechenstourismus angereist sein, denn die Matratzen waren artig hochgeklappt. Wahrscheinlich gilt der Lattenrost in deren Heimat als eine beliebte Sparstrumpf-Deponie. Für immer werden sie in meine Abendgebete eingeschlossen sein, weil sie meinen Laptop als neumodischen Firlefanz abgetan und stehen gelassen haben. Aber natürlich waren viele Erbstücke weg und auch Bling-Bling-Putz, was den Fortpflanz sich die Haare büschelweise ausreißen ließ. Dennoch fiel die ganze Aufregung unter den Torberg-Trostspruch „Gott schütz' uns vor allem, was noch a Glück ist“: Wir hätten mehrere über die Birne gezogen kriegen und entsprechend gagaisiert werden können. Oder meine Tochter hätte sich in einen der glutäugigen Banditen verschauen und aus ihm ein Sozialprojekt basteln können. Das Schöne am Schaden: Die Menschen vibrierten nur so vor Empathie. Man bekam frischen Gugelhupf, Blumen und satt Diebstahls-Anekdötchen. Eine Freundin lag einst krank im Bett, als ein Dieb sich via Balkon Eintritt zu verschaffen suchte. Als sie loszubrüllen begann, vermeldete er: „Gnädigste, Tschuldigung, aber bitte kane Wellen. Ich hab ja wirklich net wissen können, dass um die Zeit wer daham is'.“ In einem Pariser Hotel, erzählte mir R, stand eines Nachts ein segelohriger Araber in seinem Zimmer, der aber sofort in Panik die Flucht ergriff. Mein Kollege raste ihm hinterher, streckte ihn nieder und zog dem Kleinkriminellem in wildem Hass die Uhr vom Handgelenk, der in Folge davonstob. Als R dann in voller Reue ins nächste Kommissariat schlich, um einen Diebstahl an einem Einbrecher zu vermelden, verstand der Flic die Welt nicht mehr. Und raunte seinem Co-Flic nur kopfschüttelnd zu:
„Ils sont vachement fous, ces Autrichiens – die spinnen fett, diese Österreicher.“
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