Wisch-Pause

Der Papst hat kürzlich die USA besucht. Eingezwickt in der Endlos-Kolonne aus rollenden Benzinschluckern der Sicherheitskräfte, ließ er sich in einem kleinen Fiat herumchauffieren. In dieser Hinsicht pfeift er sich nichts, der Franziskus. Sympathisch.

Aber was ist mit den Fans des Heiligen Vaters passiert? Während seinen Vorgängern von den Massen noch Kreuze, Weihwasserfläschchen und Babys entgegenstreckt wurden, wandelt das Kirchen-Oberhaupt heutzutage durch ein Meer aus Mobiltelefonen und Tablets. Der Mann segnet nicht nur die Menschen, sondern Apple, Samsung, Sony, Motorola, Nokia und wie die milliardenschweren Unternehmen alle heißen, gleich mit.

Im Verlauf seiner Reise kam es zu einer schönen Szene, die ein Fotograf zum Glück einfangen konnte. Nachdem sich Franziskus vor einer Schule aus dem Fiat geschält hatte, stand er wieder vor einer Wand aus Telefon-Wachlern. Inmitten der Horde wartete eine ältere Dame, die sofort auffiel. Sie war handylos, wirkte aber völlig entspannt und lächelte glückselig. Sie genoss einfach den Augenblick, ohne abgelenkt zu sein. Sie hat einen für sie schönen Moment eingefangen. Mit Hirn, dafür ganz ohne Speicherkarte.

Zum Handy-Wahn fällt mir aber noch eine weitere Episode ein, die ich kürzlich in einem Kaffeehaus erlebt habe. Zwei Frauen, die sich allem Anschein nach schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatten, fielen sich bei ihrem Wiedersehen glücklich in die Arme. Spätestens nach der Bestellung war von der Freude über das Treffen aber nichts mehr zu spüren. Beide saßen wortlos da und wischten nervös über ihre Handys. Man könnte ja etwas versäumen in der virtuellen Hektomatik-Welt.

Was ich eigentlich sagen will: Blättern Sie auf Seite 24. Wir haben für Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf einer ganzen Seite die besten Veranstaltungen für das kommende Wochenende zusammengetragen. Drehen Sie das Telefon ab, machen Sie einen Ausflug, verbringen Sie eine schöne Zeit. Eine Wisch-Pause einlegen, einfach mal so.

eMail: johannes.weichhart@kurier.at