Wir brauchen mehr Pinguine

Ohne Übertreibung, aber auf dem Eislaufplatz war ich früher eine heiße Nummer. Der selbst ernannte Kufen-König von St. Pölten sozusagen. Übersteiger links, Übersteiger rechts, sich eindrehen wie ein Zimtschneckerl – alles kein Problem. Während die Lautsprecher Lollipop von den Chordettes krächzten, zog ich elegant an den Mädels vorbei. Es war herrlich.

Doch dann legte ich meine Eislaufschuhe für ein Vierteljahrhundert in den Keller.

Und nun musste ich die leidvolle Erfahrung machen, dass es sich mit dem Eislaufen nicht so verhält, wie mit dem Radfahren. Diese bittere Erkenntnis habe ich meiner vierjährigen Tochter zu verdanken, die mich zu einem Comeback überredete.

Wir fuhren also zu den St. Pöltener Naturfreunden in den Süden der Stadt. Tolle Anlage, nette Menschen, 2000 Quadratmeter überdachte Eisfläche. Es war alles angerichtet für den Meister.

Doch das Eis und ich – wir waren uns fremd geworden. Während sich meine Kleine an einer Laufhilfe in Form eines Pinguins festhielt, klammerte ich mich an die Bande und hantelte mich im Schweiße meines Angesichts entlang. Ich versuchte mit unsicheren Schritten einem Kind samt Pinguin zu folgen und wirkte dabei wie der Schauspieler einer Slapstick-Komödie.

Während ich also meine Knochen heil übers Eis zu bringen versuchte, beobachtete ich die anderen Besucher der Eishalle. Sie hatten Riesenspaß, Klein und Groß zogen ihre Runden. Es war sogar so viel Betrieb, dass für die Kinder zu wenig Pinguine vorhanden waren.

Das ist ein gutes Zeichen, denn damit stehen die nächsten Eismeister schon in der Warteschlange. Und das macht es den Politikern hoffentlich schwieriger, den Rotstift bei Eislaufplätzen und Bädern anzusetzen. Freizeitangebote sind einfach wichtig.

Bleibt zu hoffen, dass auch in St. Pölten weiter das Angebot der Naturfreunde erhalten bleibt. Trotzdem muss ich jetzt mit einer Forderung in den aktuellen St. Pöltener Wahlkampf eingreifen. Herr Bürgermeister, wir brauchen mehr Pinguine!

eMail: johannes.weichhart@kurier.at