Harte Landung

Eine Woche Israel, Naher Osten. Reise in eine Region, in der vieles im Argen liegt.

Der Taxifahrer, der meinen Freund und mich ins Stadtzentrum von Tel Aviv bringt, spielt uns begeistert die CD eines Sängers vor, der wie ein arabischer Gabalier klingt. Dabei hantiert er mit seinem Handy herum, an dem sich ein Saugnapf befindet. Er kann damit das Mobiltelefon am Rückspiegel befestigen. Es dauert eine Weile, bis wir kapieren, dass der Taxler uns gerade seine Vorstellung von einer Freisprecheinrichtung präsentiert.

Während wir ihm erzählen, woher wir kommen, wirft er in seltenen Momenten sogar einen Blick auf den Verkehr. Beim Hotel angekommen ruft er uns zum Abschied zu: "Australien muss ein großartiges Land sein."

Die Rezeptionistin tüftelt zehn Minuten lang an einer guten Bus- und Zugverbindung Richtung Wüste Negev herum. Als wir nach einer Stunde wegen einer weiteren Bitte zu ihr kommen, sitzt sie noch immer vor dem Computer und schaut sich die An- und Abfahrtszeiten der Züge an. "Es kann ja sein, dass ich noch eine bessere Lösung finde", sagt sie und lächelt.

Bei der Busfahrt raus aus der Stadt steht unvermittelt ein älterer Herr auf. Er will seinen Platz freimachen, weil er glaubt, dass mein Freund und ich nebeneinander sitzen wollen. Mein Reisepartner fragt mich verwundert: "Ist für dich schon einmal jemand in der U-Bahn aufgestanden?"

Bei einer Haltestelle steht eine Rucksacktouristin. Sie weint, ist mit ihren Nerven am Ende. Sie ist an der falschen Station ausgestiegen, kennt sich nicht mehr aus. Ein Bus bleibt stehen, der Chauffeur läuft zu ihr. Fragt, ob er ihr helfen kann. Fahrgäste schalten sich in das Gespräch ein, telefonieren für die Verzweifelte. Schlussendlich wird sie zur richtigen Haltestelle gebracht, ihr laufen Tränen der Freude über das Gesicht.

Wieder angekommen in St. Pölten, es regnet. Ich stehe zwischen den Regalen in einem Supermarkt. "Verschwind’ mit deinem Kinderwagen, du Gutmensch", raunzt mich einer an. Ich nenne das eine harte Landung.

eMail: johannes.weichhart@kurier.at