Kult und Realität

Günther Pavlovics

Günther Pavlovics

Nostalgie ist etwas Schönes im Fußball, auch Tradition und Kult. Aber beides ist mit Spitzenfußball nicht mehr vereinbar. Der ist Show und Geldmaschine. Un-Kult eben. Warnungen, dass dadurch die Fankultur aussterben könnte? Egal, denn wer braucht schon Fans, wenn er zahlende Kunden hat. Liverpool reißt Arbeiterhäuser zwecks Stadionausbau nieder, macht aber aus The Kop keine Stehtribüne mehr. Wer braucht Stehplätze, wenn er teure Sitzplätze verkaufen kann?

Wer oben mitmischen will, muss oft Althergebrachtes aufgeben. Der FC Barcelona sah nach 107 Jahren ohne Trikotsponsor ein, dass dies im globalen Fußballgeschäft einen Wettbewerbsnachteil bedeutet. Die Fans wurden ab Sommer 2006 mit dem Kinderhilfswerk Unicef an die beflockte Brust gewöhnt. Die wenigen kritischen Puristen fielen bei 50 Millionen Fans nicht ins Gewicht. Nachdem Manchester United von US-Milliardär Glazer übernommen worden war, gründeten Fans den FC United of Manchester. Der spielt in der sechsten Liga, und die 10 Euro Eintritt zahlen sehr oft Groundhopper aus ganz Europa.

Als Red Bull in Salzburg mit neuen Klubfarben eingestiegen ist, sahen die Fans Violett und gründeten die Austria neu. Die spielt in der Regionalliga vor 1000 Zuschauern. Und wer bei Rapid oder Austria keinen Kommerz will, der kann zum Sportklub schauen, der vielleicht bald wieder der alte Sportclub sein wird. Aber Rapid wird nie mehr auf der Pfarrwiese spielen.

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