Diesmal gab es kein Wunder
Vielleicht hat die Formel 1 die vergangenen 20 Jahre lang einfach nur verdammt viel Glück gehabt
Wie durch ein Wunder ..."
Oft, viel zu oft, verwendeten wir Journalisten in den vergangenen 20 Jahren diesen Satzteil.
"Wie durch ein Wunder" überstand Robert Kubica 2007 einen Crash in Montreal, bei dem nur noch die Überlebenszelle des Autos übergeblieben war.
"Wie durch ein Wunder" gelang Felipe Massa ein Comeback nach seinem Unfall 2009 in Budapest, als ihn ein Eisenstück am Helm getroffen hatte.
"Wie durch ein Wunder" stieg Mark Webber 2010 nach einem Highspeed-Überschlag in Valencia unverletzt aus dem Auto.
"Wie durch ein Wunder" gab es 20 Jahre lang in der Formel 1 keinen fatalen Unfall mehr.
Die Sicherheitsvorkehrungen wurden seit dem tragischen Tod von Ayrton Senna 1994 enorm erhöht, doch die Gefahr fuhr immer mit. Vielleicht haben wir vergessen, dass Wunder nicht alltäglich sind. Wer in seinem Job einen Helm aufsetzen muss, hat einen gefährlichen Job zu erledigen. Doch nach so vielen Jahren ohne ernsthaften Unfall wurde dieses Thema in der Formel 1 oft verdrängt.
"Motorsport ist gefährlich", sagte am Sonntag Niki Lauda, der 1976 einen Unfall "wie durch ein Wunder" knapp überlebt hatte. "Wenn wir uns daran gewöhnen, dass nichts passiert, sind wir natürlich alle überrascht, wenn dann doch etwas ist."
Vielleicht hat die Formel 1 die vergangenen 20 Jahre lang einfach nur verdammt viel Glück gehabt. Glück, auf das man sich nicht verlassen darf. Glück, das Jules Bianchi jetzt dringend braucht.
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