Ein gutes Gefühl, eine Frau zu sein
Ein Kleid, drei Frauen, 157 Berührungen.
Diese Woche wurde hierzulande der neue Werbespot eines Softdrink–Herstellers fleißig in den Sozialen Medien geteilt: Er zeigt drei Frauen in brasilianischen Nachtklubs. Das Besondere: Sie tragen ein Kleid mit Sensoren, das Berührungen messen kann. Es soll sichtbar machen, wie häufig Frauen in Klubs begrapscht werden. Innerhalb von vier Stunden kommen die drei Frauen auf 157 Berührungen.
Der Softdrink-Hersteller stehe nämlich für ein Nachtleben voll großer Momente – aber mit Respekt. So wurde im Video der – nicht wirklich offensichtliche – Zusammenhang zwischen Getränk und Kleid hergestellt.
Wirklich? Feminismus also wieder einmal zu Werbezwecken? Es ist zwar nicht das erste oder einzige Mal: Derzeit steht Feminismus auf jedem dritten T-Shirt und jeder zweiten Lippenstiftverpackung und ob Laufschuhe, Nagellack oder Auto. Diese Produkte zu erstehen, soll mit einem Mal bestärkend sein: „empowering“. Trotzdem kam ich nicht umhin mich zu fragen: Glaubt der Softdrink-Hersteller tatsächlich, dass ihm dieses gesellschaftspolitische Engagement abgenommen wird, wenn zwischendurch ständig die eigenen Produkte eingeblendet werden? Macht er sich darüber Gedanken oder erhofft er sich bloß viele Klicks, viel Sympathie bei der Zielgruppe Frauen? Und: Können Werbung und gesellschaftspolitisches Engagement zusammenkommen?
Feiert die Vulva
Dann habe ich diese Woche aber eine andere Werbung gesehen. „Viva La Vulva“ von einer internationalen Hygieneartikelfirma mit Sitz in Schweden.
Ich muss dich feiern, Baby/ ich muss dich feiern, wie es dir gebührt erklingt (auf Englisch) Camille Yarbroughs Lied „Take Yo’ Praise“. Gesungen wird es von bunten Muscheln, Früchten oder auch Origami-Figuren in Vulva-Form.
Der Werbespot, gedreht von der Londonerin Kim Gehring, ist leicht. Er ist beschwingt, er ist stilvoll, er ist stark. Er macht gute Laune – und ein richtig gutes Gefühl, eine Frau zu sein.
annamaria.bauer@kurier.at
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