Koller ist der richtige Fußball-Botschafter
Sollte Koller wirklich gehen, traue ich Andreas Herzog die Nachfolge zu
Gut möglich, dass ich euren Teamchef bald in der Bundesliga treffe: Nürnberg buhlt ja um Marcel Koller. Nach meinen Eindrücken im Stadion von Solna gegen die Schweden wünsche ich Österreich aber, dass Koller Teamchef bleibt. Seine Handschrift war sichtbar, die erste Hälfte beeindruckend. Was der ÖFB nicht vergessen sollte: Es ist sehr schwer, einen Trainer zu finden, der nicht nur fachlich passt, sondern auch den Fußball eines Landes international gut vertritt. Koller ist so ein Botschafter – er hat das Wissen und das Auftreten, um Österreich positiv darzustellen.
Aber: Ich verstehe ihn, wenn er sich wieder nach der täglichen Arbeit mit einer Mannschaft sehnt. Sollte Koller wirklich gehen, traue ich Andreas Herzog die Nachfolge zu. Natürlich, ihm fehlt die Routine als Profi-Cheftrainer. Das kann mein Ex-Mitspieler aber mit seiner Erfahrung als Rekordteamspieler und der internationalen Karriere ausgleichen. Und wenn er einen Stürmer-Trainer oder Manager benötigt, soll er mich anrufen.
Noch ein Tipp an Koller: Nürnberg wäre für ihn ein großes Risiko – bei einem potenziellen Absteiger kann es im März auch schon wieder vorbei sein.
Auf- und Absteiger
Im Abstiegskampf würde Koller auf einen anderen spannenden Trainer treffen: Christian Streich. Ich mag Freiburg, weil sie einen bewusst anderen Weg gehen. Aber nach dem Wunder der letzten Saison spüren sie jetzt auch die Doppelbelastung der Europa League. Für Schalke ist die Champions League hingegen ein Rettungsanker. Sie zählen – wie der HSV – zu meinen Enttäuschungen der Saison: wenig Unterhaltung, viele Undiszipliniertheiten. Außerdem ist es in Dortmunds Schatten schwer: Wenn Schalke 1:0 gewinnt, siegt der Erzrivale 3:0. Egal, was Coach Keller macht – Klopp macht’s besser. Ein echter Aufsteiger ist hingegen Hertha BSC. Die tolle Stadt Berlin verdient einen Verein, für den man sich nicht mehr genieren muss. Verantwortlich ist Trainer Luhukay. Es ist immer zu sehen, wie er sein Team spielen lassen will – das ist bei vielen Kollegen nicht so.
Noch ein Aufsteiger ist für mich Pep Guardiola – auch wenn das beim besten Trainer der Welt komisch klingt. Was er nach diesem historischen Triple-Gewinn macht, ist beeindruckend. Ich durfte ihn zuletzt aus wenigen Metern Entfernung beim Spiel beobachten. Es war faszinierend. Man spürt, dass er nicht nur Fußball lebt. Er ist Fußball.
Jan-Aage Fjörtoft ist TV-Experte bei Sky und analysiert die Topspiele der Deutschen Bundesliga. Diesen Samstag: Hertha BSC – Gladbach, ab 17.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Bundesliga HD 1.
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