Bundeskanzler Karl Nehammer hat kürzlich mit der Ansage überrascht, bis 2030 bundesweit 50.000 zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen. Doch was man aus den Bund-Länder-Gesprächen dazu erfährt, macht wenig Hoffnung, dass sich das System grundlegend verbessert. Irritierend ist da vor allem der fehlende politische Wille, die Kindergartengruppen zu verkleinern – was ohnehin nicht von heute auf morgen geht, weil man dafür viel mehr Fachkräfte braucht.
Neue Ausbildungsoffensive des Bildungsministers
Besser dürfte das auch nicht die neue Ausbildungsoffensive des Bildungsministers machen, die sich an den bestehenden Gruppengrößen orientiert: 15 Kinder unter drei Jahren sind da in einer Gruppe. Hand aufs Herz: Könnten Sie sich vorstellen, diese zu zweit (Fachkraft und Hilfskraft) zu betreuen? Mehr muss man zum Kindergarten-Streik gar nicht wissen.
Ärgerlich ist zudem der Begriff „Kinderbetreuung“, als ginge es nur um eine unfallfreie Aufbewahrung, und nicht um einen „Bildungsgarten“ als erste pädagogische Einrichtung, die unisono von allen Bildungsforschern empfohlen wird.
Die Vorteile von bundesweit exzellenten frühkindlichen „Bildungsgärten“ wären jedenfalls enorm. Studien zeigen, dass jeder investierte Euro mittelfristig bis zu achtfach zurückkommt. Denn wer sich in seiner Schullaufbahn nicht dauernd nur mit Bildungslücken beschäftigen muss, wird eine bessere Bildungskarriere haben und wird aus Sicht des Sozialstaates eher ein Einzahler. Ein qualitätsvoller Ausbau wäre zudem eine effektive Maßnahme gegen die Landflucht, da vor allem junge, gut ausgebildete Frauen wissen, dass sie am flachen Land nach dem Kinderkriegen nicht selten alleine übrig bleiben.
So ist nicht nur der Bildungsminister gefragt, Änderungen einzuläuten, es braucht vielmehr eine Festlegung und einen Willen vom Bundeskanzler, vom Finanzminister, vom Arbeitsminister und von den Landeshauptleuten, das System Kindergarten nachhaltig ins 21. Jahrhundert zu bringen. Davon sind wir nämlich weit, weit weg.
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