Es stimmt schon, Österreich wird um nichts besser oder schlechter, wenn ein Athlet gewinnt oder verliert. Und schon gar nicht siegen wir als Kollektiv, sondern meist ist es ein Einzelner, der sich in der Vorbereitung oft gegen ein Kollektiv durchsetzen musste. Aber es ist schön zu sehen, wenn sich Leistungsbereitschaft lohnt.
In der Disziplin des Nörgelns, des Kleinredens eigener Talente, sogar des Vertreibens der kreativsten Köpfe ist Österreich ja stets Medaillenanwärter. Und im Kombi-Bewerb Pessimismus/Zynismus ist Gold fast garantiert. Umso größer ist dann die Euphorie in diesem kleinen, komplexbeladenen Land, wenn die Welt einmal positiv staunend auf dieses blickt, wie aktuell anlässlich der Erfolge in China. Diese zeigen übrigens auch, wie sehr Psychologie im internationalen Wettbewerb eine Rolle spielt. Gewinnt einer, stehen vielleicht auch anderen alle Türen offen – man muss zunächst einmal daran glauben.
Aber eigentlich reden wir längst nicht mehr vom Sport, sondern von Exzellenz und von einer Geisteshaltung, die diese fördert. In diesen Wochen ist Österreich ein Sportland, während des restlichen Jahres ist es aber zumindest ebenso Kulturnation mit herausragenden künstlerischen Hervorbringungen. Und auch im Wirtschafts- und im Wissenschaftsbereich (siehe etwa aktuell Biontech-Mitgründer Christoph Huber) spielen Menschen dieses Landes in der Champions League.
Warum das zu betonen so wichtig ist? Weil wir endlich aufhören sollten, Elite als Schimpfwort zu empfinden – um als Gesellschaft voranzukommen, braucht es die unkorrumpierte geistige, künstlerische, wahrscheinlich auch sportliche Elite. Und weil wir lernen sollten, uns auch jenseits des Sportes über Leistungen anderer zu freuen. Leider geht es aber in Österreich in Zusammenhang mit Erfolg allzu oft um Neid über den Verdienst als um das Verdienst.
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