Kein Kopftuch ist noch keine Integration

Kopftuch und Pausensprache sind nicht die größten Probleme in unseren Schulen und bei der Integration.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Nur ein Verdacht: Der Regierung geht es nicht um das Verbot von Kopftüchern, schon gar nicht um Mädchen, die ihren Kopf verhüllen müssen. Lange wurde darüber geredet, jetzt wurde das Kopftuch im Kindergarten verboten, obwohl es dort kaum Fälle gab. Das Instrument der Propaganda steht aber weiter zur Verfügung, mit dem man bei Bedarf wieder ablenken wird. Wetten, dass nach dem Verbot des Kopftuches in der Volksschule eine Diskussion über höhere Schulen beginnen wird. Und wenn das Gesetz vor dem Verfassungsgerichtshof nicht hält – umso besser, dann wird man uns weiter mit diesem Thema beschäftigen.

Die SPÖ läuft blind in die Kopftuchfalle der Regierung und steht als Beschützerin radikaler Muslime da. Die Neos versuchen es immerhin mit einem „Integrationspaket“, fordern sehr sinnvolle Maßnahmen für die Schulen, gehen aber auch in eine Falle, wenn sie das Verbot aller religiösen Kleidungsstücke bis zum 14. Lebensjahr verlangen. Das Verhüllen des Kopfes von Frauen ist eben kein religiöses Gebot. Im Koran gibt es gerade drei Stellen, die man möglicherweise als Beleg heranziehen könnte, die aber so altertümlich formuliert sind, dass man sie in einem aufgeklärten Staat sicher nicht akzeptieren kann: „Frauen sollen mit niedergeschlagenem Blick ihren Schmuck verbergen.“ Wer in Österreich leben will, muss einer Rechtsordnung zustimmen, in der Männer und Frauen gleichberechtigt sind, in der Mädchen und Buben dieselben Chancen haben müssen. Mädchen dürfen also nicht stigmatisiert werden. Das sollten alle Väter und auch religiöse Führer endlich verstehen, also weg mit dem Kopftuch für Kinder.

Integrationsmaßnahmen sind sehr dringend

Zur Integration gehört aber viel mehr. Wo ist das verpflichtende 2. Kindergartenjahr, wo der Unterricht am Nachmittag? Ein flächendeckendes Angebot dafür fehlt. Sogenannte Brennpunktschulen brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer, oft auch Sozialarbeiter. Beim letzten KURIER-Gespräch waren sich Bildungsminister Fassmann(ÖVP), Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) und die Schuldirektorin Andrea Walach einig, dass der Schwimmunterricht für alle Kinder verpflichtend sein muss. Das steht so im Lehrplan. Eltern, die das nicht wollen, müssen überzeugt werden. Und wenn das Deutsch-Lernen früher und besser gefördert wird, brauchen wir nicht mehr über die Pausensprache zu reden.

Reden wir also endlich über wichtige Integrationsmaßnahmen. Die setzen in jedem Einwanderungsland bei Kindern an. Sie sollen Sprache und Regeln der neuen Heimat spielerisch erlernen. Aber die FPÖ behauptet noch immer, gegen alle Fakten und auch gegen Fassmann, dass Österreich kein Einwanderungsland sei. Also will sie offenbar auch gar keine Integration. In Wien haben FPÖ-Politiker das bewiesen: Im Gemeindebau soll der Nachweis verlangt werden, dass jemand nicht muslimischen Glaubens ist. Sollen Ausländer doch abgesondert wohnen, dann kann man ewig zündeln, dass es keine Integration gibt.

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