Wie im Sommer 2021 mit dem Virus umgegangen wird, steht symbolisch dafür, was wir eineinhalb Jahre nach Beginn der aus China in die Welt gelassenen Pandemie über das Virus und den Umgang damit wissen: immer noch vergleichsweise nichts. Oder so gut wie nichts.
Gut, Wissenschafter haben in Rekordzeit mehrere Impfstoffe auf den Markt gebracht (wieso schafft eigentlich niemand in Rekordzeit ein Medikament??). Aber jetzt, wo Delta, eine von vielen noch kommenden Mutationen, sein Unwesen treibt, stehen wir wieder am Start: Die Viruslast ist höher, aber bei Geimpften gering; die Impfung schützt nicht zu 98, nur noch zu 64 Prozent vor schwerer Erkrankung – nein, sagt eine neue Studie, zu xy Prozent (setzen Sie eine Zahl ein, es ändert sich noch oft); die Übertragung erfolgt schneller, PCR-Tests kommen nicht mehr mit; her mit der dritten Impfung, aber kreuz-, nein besser nicht kreuzweise; zu spät, rufen die Drostens und Lauterbachs dieser Welt, der Herbst wird furchtbar.
Die Medien hyperventilieren fröhlich mit („Verhagelt uns Delta den Urlaub?“). Einzelne Länder setzen andere auf Risikolisten, Reisen ist aufgrund unterschiedlicher Regeln ohnehin ein Roulette. Und politisch Verhaltensauffällige dürfen ungestraft Sachen sagen wie „Geimpfte sind die neuen Gefährder“ (© Dominik wer? Nepp).
Hinzu kommen Millionen Hobby-Virologen und Experten für alles auch hierzulande, die ganz genau wissen, was Politik und Wissenschaft zu tun haben, wo Verantwortliche säumig sind – mit einer Sicherheit, die beneidenswert wäre, wenn sie ein Fuzerl Fundament hätte.
Da tun Sätze wie die des Gerald Gartlehner gut: Ja, wir stehen am Beginn einer vierten Welle, sagt der Epidemiologe. Aber die Hospitalisierungen bleiben gering. „Kein Grund zur Aufregung“ – wenn wir nur wieder zur Maske griffen. Für Sorglosigkeit sei es angesichts der geringen Durchimpfrate nämlich zu früh. Das könnte man als Stimme der Vernunft in Zeiten der Irrlichterei so stehen lassen. Und befolgen.
Kommentare