Kann Kurz plötzlich auch Außenminister?
Kann Kurz plötzlich auch Außenminister?
Im Internet kursieren schon die ersten Witzchen: Österreichs Außenminister trifft auf einen um viele Jahrzehnte älteren Staatsmann. Der begrüßt ihn, schaut sich um und fragt: Und wann Herr Kurz, kommt Ihr Chef? Sebastian Kurz ist mit 27 in einem Alter, in dem andere die Aufnahmsprüfung für den diplomatischen Dienst angehen. Zum Abschluss des Jusstudiums fehlen Österreichs jüngstem Außenamtschef noch ein paar Prüfungen – darunter pikanterweise auch die jetzt durchaus nützliche Völkerrechts-Prüfung.
Selten ist ein Job-Karussell nach einer Wahl vor und hinter den Kulissen so laut bemurmelt worden: Kann jeder jederzeit jedes Ressort als Minister übernehmen? Oder muss ein Politiker auf seinem Fachgebiet zumindest auf Augenhöhe gesprächsfähig sein?
Maria Fekter ist Sebastian Kurz nicht nur um 30 Lebensjahre voraus. Im politischen Geschäft gab es auch wenig, was sie nicht probierte: Gemeinderätin, Staatssekretärin, Nationalratsabgeordnete, Volksanwältin, Innenministerin und zuletzt („Finance ist etwas anderes als Kieberei“) Chefin des Finanzressorts.
Nach ihrer Ablöse blieb ihr der Wunschjob als ÖVP-Finanzsprecherin im Nationalrat verwehrt. Stattdessen darf sie die schwarze Kultursprecherin geben – keine tragende, aber prestigeträchtige Rolle.
Einmal Fekter, immer Fettnapf: Sie werde künftig nur noch „Wohlfühltermine“ wahrnehmen, tat sie zum Auftakt kund – und trat eine Welle von Buhrufen aus der Kunst- und Kulturszene los. Die schwarze „Vielzweck-Waffe“ erbrachte selbst am Abstellgleis den Beweis, dass auch Jahrzehnte in der Spitzenpolitik nicht reichen, um halbwegs trittsicher zu werden.
Neues Gesicht für das Schreckgespenst EU
Sebastian Kurz ist bislang nur einmal durch ein mediales Trommelfeuer gegangen. Als ihn Michael Spindelegger 2011 zum Integrations-Staatsekretär kürte, startete er unter eisigem Gegenwind – auch im KURIER.
Der damals 24-Jährige erwies sich aber bald als Glücksgriff. Kurz schaffte es binnen zweieinhalb Jahren das hoch emotionelle Thema Integration & Ausländer neu zu prägen: Sachlicher, entspannter und sympathischer.
Die ersten Weichenstellungen signalisieren, dass er den neuen Job ähnlich anlegen will: Die Diplomatie überlässt er den Profis. Das eine oder andere Hoppala im Minenfeld der Hochdiplomatie, auf das Gegner lauern, wird dem Newcomer wohl dennoch nicht erspart bleiben.
Seine Mission sieht Kurz aber ganz woanders. In seinen ersten Interviews sagt er, er wolle sich in der EU-Debatte „weder auf Seite der Träumer noch der Hetzer“ positionieren. Das klingt prima vista schwammig. Mit der gleichen Formel hat Kurz in der Integrationsdebatte reüssiert. Der junge Außenminister soll und will offenbar dem anonymen Schreckgespenst EU ein neues, sympathischeres Gesicht geben.
Dem 27-jährigen politischen Supertalent ist zuzutrauen, dass ihm das erfolgreicher als vielen vor ihm gelingt.
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