Kampftag statt Feiertag

Der internationale Frauentag nervt zunehmend. Auch die Frauen. Kein Wunder, die Themen sind immer dieselben. Und das ist gut so.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Am Sonntag ist wieder internationaler Frauentag. Na und? Ist doch eh immer dasselbe. Laut Umfragen fühlen sich 80 Prozent der Männer und 70 Prozent der Frauen in Österreich vom Frauentag genervt. Männer sind genervt, weil sie die Gleichberechtigung in unseren Breiten für längst erreicht sehen. Weil sie das Gefühl haben, Valentinstag und Muttertag reichen völlig aus, um dem weiblichen Geschlecht zu huldigen. Naja, zumindest müssen nicht schon wieder Blumen besorgt werden...

Frauen sind genervt, weil sie nicht ewig als „Mängelwesen“ dargestellt werden wollen, als Menschen zweiter Klasse, die allein offenbar nicht überlebensfähig sind. Immer dieselben Ratschläge und Warnungen, so als würde Frau nicht selbst wissen, was gut und was schlecht für sie ist. Was also tun mit dem nervigen Frauentag?

Ihn ganz abzuschaffen traut sich niemand. In Berlin wurde er zum Feiertag erklärt, damit alle glücklich sind. Aber zum Feiern, Jubeln und Proseccotrinken gibt es nichts. Der Weltfrauentag entstand vor mehr als 100 Jahren aus einem traurigen Anlass – der Ungleichbehandlung zwischen Mann und Frau. Mutige Frauen gingen auf die Straße und kämpften darum, endlich wählen und damit in der Gesellschaft mehr mitbestimmen zu dürfen. Auch entlang der Wiener Ringstraße demonstrierten 1911 mehr als 20.000 Frauen mit wehenden Fahnen für ihre Rechte.

Seither umweht ein revolutionärer Geist diesen Kampftag im März. Erinnert er doch daran, was in Sachen Gleichberechtigung weltweit noch immer schiefläuft. Er ist eine jährliche Bestandsaufnahme in Sachen Diskriminierung, Gewalt an Frauen, Frauenrechte, Lohngerechtigkeit oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Themen sind zeitlos und müssen nerven, um nicht im Alltag unterzugehen.

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