Junge Politiker, oder: Alter ist keine Kategorie

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Nicht jeder alte Politiker ist weise, nicht jeder junge Stürmer erfolgreich - Alltag und Eitelkeit sind oft Hemmschuhe
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

„Wir haben viel Arbeit vor uns, um Vertrauen zurückzugewinnen.“ So sprach eine Sozialdemokratin mit knapp 18 Prozent Wähleranteil im Rücken, und es war nicht Pamela Rendi-Wagner: Die Finnin Sanna Marin leitet nun eine Fünf-Parteien-Koalition im politisch zerklüfteten Land. „Ich habe nie über mein Alter oder mein Geschlecht nachgedacht. Ich denke an die Gründe, die mich in die Politik gebracht haben.“ – Sanna Marin ist 34.

Das beeindruckt bei uns nicht so sehr, wo ein 27-Jähriger erst Außenminister und mit 31 Kanzler wurde. Aber es entspricht einem weltweiten Trend: Die politischen Führer werden jünger. Sebastian Kurz, Emmanuel Macron, Matteo Renzi, Pedro Sánchez, Justin Trudeau – wenn sich eine Frau in die Riege politischer Posterboys einreiht, ist das immer noch bemerkenswert. Das sagt auch Einiges aus.

Nur die USA laufen gegen den Trend: Von Trump bis Bloomberg reißt sich das reife Alter ums Staatslenken. Und Kennedy, Clinton, Obama waren auch in den guten Vierzigern, als sie ins Weiße Haus einzogen.

Was ist wichtiger in der Politik: Erfahrung oder neue Zugänge? Falsche Frage. Nicht nur Donald Trump zeigt, dass Weisheit und Alter nicht zwingend ein Paar sein müssen. Umgekehrt ist einigen jungen oder jung gebliebenen Stürmern eigen, dass mit großer Geste vorgetragene Ideen und die Umsetzungsmühen des Alltags zwei Paar Stiefel sind, Stichwort Emmanuel Macron. Und dass Scheitern oft mit überzogener Eitelkeit einhergeht, Stichwort Matteo Renzi. Oder Christian Kern, um zu Pamela Rendi-Wagner zurückzukehren: Am Dilemma der SPÖ ist der spätberufene Jung-Smarte maßgeblich mit schuld. Medial schnell hochgejazzt, wie das heute heißt, und schnell gefallen, das gehört mitunter auch zum jungen Trend.

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