Journalismus – so wichtig wie noch nie

Unzählige Informationen geistern durch das Internet. Auch Lügen, Fälschungen und Verhetzungen. Was hilft?
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Unzählige Informationen geistern durch das Internet. Auch Lügen, Fälschungen und Verhetzungen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Facebook und Fake News

Es ist Journalismus vom Feinsten, was zwei Reporter der Süddeutschen Zeitung nun veröffentlicht haben: Die Methoden eines deutschen Unternehmens, das im Auftrag von Facebook in diesem "sozialen" Medium für Ordnung sorgen soll. Oder eben auch nicht. Facebook geht es nämlich nicht um den anständigen Umgang im Internet, sondern ausschließlich um möglichst viele Teilnehmer und die Maximierung von Werbeeinnahmen. Um fast jeden Preis. Das alles aufdecken und beweisen, das kann nur seriöser Journalismus. So wird an diesem Beispiel gezeigt, wie ordentliche Arbeit von Redakteuren Missstände aufzeigt und für Verbesserungen in der Gesellschaft sorgen kann.

Rund 3,7 Millionen Österreicher sind auf Facebook, weltweit sind es rund 1,8 Milliarden Nutzer. Sie wollen sich vernetzen und Informationen beziehen. Aber immer stärker werden sogenannte "fake news", erfundene Informationen, mit denen jemand entweder nur Geld verdienen oder auch politischen Einfluss bekommen will. Ob eine Meldung richtig oder falsch ist, interessiert bei Facebook bis jetzt niemanden, solange die Werbegelder fließen. Begründung: Man will ja nicht eingreifen. Genau das tut aber Facebook, indem es per Algorithmus, also durch Berechnungen von Computern, gezielt Botschaften aussendet, um Werbebotschaften genau zu platzieren. Immerhin, Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat nun angekündigt, man werde offensichtliche Unwahrheiten kennzeichnen.

Facebook sagt: Denk wie Maschinen

Noch schlimmer aber sind die vielen Eintragungen und Videos mit grausamen Gewaltszenen und auch Kinderpornos. Um das zu löschen, beschäftigt in Berlin eine Bertelsmann-Tochter Mitarbeiter. Und über deren absurden Arbeitsalltag hat die Süddeutsche eine hervorragende Reportage geliefert. Geradezu typisch die Anweisung an einen Mitarbeiter, der ein Blut triefendes Video löschen wollte: "Das ist deine Meinung. Aber du musst versuchen, so zu denken, wie Facebook es will. Wir sollten denken wie Maschinen." Horrorszenarien, in denen künstliche Intelligenz mit Computer-Algorithmen das Leben der Menschen bestimmen, sind plötzlich nicht Science-Fiction, sondern gelebte Realität.

Facebook hat im letzten Quartal 2,4 Milliarden Gewinn gemacht und kaum Steuern bezahlt – der eine Handlungsbedarf für die EU. Noch dringender sind Gesetze, die dieses Milliardenunternehmen haftbar machen. Und Nutzer, die selbst Verantwortung zeigen. Das gilt auch für Parteien, die sich Facebook zunutze machen. Wer meint, das sei ein Ruf nach Zensur, soll sich die Gesetzeslage ansehen: Zeitungen oder TV-Sender, die zu Gewalt aufrufen, sind – zu Recht – ein Fall für den Staatsanwalt. Facebook will nur Verbreiter sein und mit Inhalten nichts zu tun haben. Aber das ist nachweislich falsch, wie wir nun wissen. Dank ausgezeichneter Reporter, die damit wieder bewiesen haben, wie wichtig Journalismus als Grundlage der Demokratie ist.

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