Worauf Israels Vorgehen hinausläuft: Gaza ohne Hamas - und ohne Palästinenser

Pläne für den Gazastreifen
Es mag noch so verheißungsvoll klingen: Die „Riviera des Nahen Ostens“ oder die „Elon Musk Smart Manufacturing Zone“, der „neue zentrale Highway“ und das „geplante Datenzentrum mit speziellen US-Künstliche-Intelligenz-Regeln“: Hinter all diesen verlockenden, die grausame Wahrheit verdrehenden Projekten, steckt nichts anderes als die Zwangsumsiedelung Hunderttausender, wenn nicht sogar von fast zwei Millionen Palästinensern aus dem Gazastreifen. Die ultra-orthodoxen Regierungspartner von Israels Premier Benjamin Netanjahu fordern es schon seit Langem, Umweltministerin Idit Silman ist auch überzeugt: „Die einzige Lösung für den Gazastreifen besteht darin, dass er geräumt wird und es dort keine Gazaner mehr gibt.“
Wenn nun der israelische Verteidigungsminister Katz offiziell die Planung eines riesigen Auffanglagers für 600.000 Menschen in Auftrag gibt, beschönigt auch verharmlosendes Herumgerede von einer „humanitären Stadt“ und „freiwilliger Emigration“ nichts mehr. Unübersehbar ist:
Israels Regierung möchte die palästinensischen Bewohner des Gazastreifens, oder zumindest einen großen Teil davon, loswerden. Dann wäre man, so die Erwartung in Jerusalem, nicht nur die Hamas für immer los, sondern auch alle potenziellen Terroristen, die sich künftig wieder aus den Trümmern Gazas erheben könnten. Schließlich soll sich so ein Massaker, wie es die Hamas am 7. Oktober 2023 verübte und dabei mehr als 1.200 Menschen tötete, nie mehr wiederholen.

Mehr als drei Viertel aller Gebäude im Gazastreifen sind zerstört
Arabisches Silicon Valley
Aus dem Munde Netanjahus klingen die Umsiedlungspläne, als biete Israel Wohltaten an: Man „wolle den Palästinensern eine bessere Zukunft bieten“, sagt er. Zu alledem liegen bereits erste Pläne findiger Investmentspekulanten und Immobilienentwickler auf dem Tisch, welch herrliche Handelszentren, Häfen, künstliche Inseln, Luxushotels, gar eine Art arabisches Silicon Valley aus der Trümmerwüste Gaza entstehen könnten – am besten natürlich ohne störende, kriegstraumatisierte, verarmte Palästinenser.
Und denen könne man ja, damit sie schneller freiwillig gehen, gerne eine Pro-Kopf-Auswanderprämie von 9.000 Dollar bieten, liest man in einem mittlerweile zurückgelegten Wiederaufbauplan der Boston Consulting Group.
Ethnische Säuberung
Es war der einstige Immobilientycoon und nunmehrige US-Präsident Donald Trump, der im Februar mit seiner Ankündigung von einer „Riviera des Nahen Ostens“ für Gaza den Anstoß für diese Pläne gegeben hat. Damals lachte die Welt noch ungläubig – doch schon damals gab Trump damit der israelischen Führung eine Art Freibrief für eine ethnische Säuberung, wie sie bis vor Kurzem im 21. Jahrhundert undenkbar schien. Heute ist das drohende Kriegsverbrechen – und ethnische Säuberungen, auch solche, wo „genuin freiwilliges Auswandern“ erzwungen wird, sind Kriegsverbrechen – schon ein gutes Stück näher gerückt.
Natürlich will kein arabisches Land Zigtausende Palästinenser aus dem Gazastreifen aufnehmen. Doch der Druck der USA auf sie – auf Jordanien, auf Ägypten, auf Libyen, sogar auf Sudan und Somalia – wird so massiv steigen und mit so vielen Hilfsmilliarden schmerzbegleitet werden, dass sie früher oder später gar nicht anders können als mitmachen.
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