Integration der Türken wichtig für EU-Beitritt

Die Türkei ist für uns wirtschaftlich wichtig, die Türken bleiben uns fremd.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Türken müssen Emigranten zu Botschaftern machen

von Dr. Helmut Brandstätter

über den EU-Beitritt der Türkei

Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat seine Reise nach Berlin gut vorbereitet. Mit im Gepäck: eine Peitsche und ein paar liebliche Worte. So erklärte er, seine Landsleute in Deutschland müssten "auch Hegel, Kant und Goethe verstehen". Der deutschen Regierung aber drohte er, die Türkei werde sich beim EU-Beitritt nicht bis 2023 hinhalten lassen. Dann wieder versöhnlich: "Wir werden immer stärker, wir können einen Teil der Last der Euro-Krise übernehmen."

Klar ist, da klopft nicht einer demütig an die Tür Europas, der seit 1959 EU-Mitglied werden will. Nein, da steht ein Land mit junger Bevölkerung und beachtlichem Wirtschaftswachstum. (2010 waren es fast 10 %, heuer immerhin 3 %, Tendenz wieder steigend.)

Aber der EU-Beitritt der Türkei wird nicht so sehr von Zahlen, sondern von der Integrationsbereitschaft der Türken in Europa abhängen. Genau darauf zielte Erdogan mit seinem Verweis auf die großen Dichter und Philosophen. Freilich müsste Erdogan nur die Briefe der KURIER-Leser zur aktuellen Integrationsserie lesen. Der Tenor ist eindeutig: Viele Türken würden nur in ihren Großfamilien leben, sie wollten keinen Kontakt zu Österreichern, vor allem Frauen würden oft nicht einmal die deutsche Sprache lernen.

Da auch in Österreich mehr als zwei Drittel gegen einen EU-Beitritt der Türkei sind, wird ein Besuch des Regierungschefs in Berlin nicht reichen. Die Türkei muss ihre Emigranten in Europa zu Botschaftern ihrer (ehemaligen?) Heimat machen – oder sie wird an den Toren Brüssels scheitern. Das Faktum, dass die deutsche und die österreichische Wirtschaft von der Türkei profitieren würden, wird am Ende nicht reichen. Übrigens: Nach jüngsten Forschungen hatte Goethe türkische Vorfahren.

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