Ich Tschusch

LEBENSerfahrung

Die Verkäuferin beim dm lächelt milde. Der Uniformierte am Fahrkartenschalter auf dem Zagreber Hauptbahnhof hat weitaus weniger Geduld mit mir: der Bedienstete knurrt mich an, weil ich mein Ansinnen nicht gleich auf den Punkt zu bringen vermag.

Und die Freunde im Mutterland meiner Frau und Kinder ( Kroatien) reden mit mir langsam, laut und deutlich. So, als ob sie es mit einem Kleinkind oder dem Dorftrottel zu tun hätten. Und wenn sie mir ganz Wichtiges mitzuteilen haben, dann versuchen sie es erst gar nicht auf Kroatisch. Dann sagen sie es auf Englisch. Oder meiner Frau.

Ja, verdammt! Es ist wichtig, die Sprache seiner zweiten Heimat zu lernen. Nur so versteht man am Bahnhof nicht nur Bahnhof. Nur so kann man mitlachen, wenn in einer privaten Runde der Schmäh rennt. Und nur so kann man sich – nicht zuletzt – auch im Beruf behaupten.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Die Erfahrung, Ausländer zu sein, hat jedenfalls meinen Respekt gegenüber Österreichs Migranten vergrößert. Dabei bin ich in der weitaus besseren Position: Zu mir hat noch nie einer „Tschusch“, „Schwabo“ oder „Lern Kroatisch!“ gebrüllt.

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