In der Bevölkerung herrscht derzeit jedenfalls wenig Vertrauen, dass das diesmal anders sein wird. Als der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch die Lockerungen verkündete, deutete er nur vage an, dass im August und September Auffrischungsimpfungen empfohlen werden könnten, weil im Herbst wieder eine Welle erwartet werde. Was das genau bedeutet, wurde offengelassen. Dabei ist das Impfen abgesehen von klaren Regeln der Schlüssel für einen ruhigeren Herbst. Offen bleibt die Frage, wie die Menschen zu einem weiteren Stich bewegt werden können. Die Impfpflicht als kraftvolles Steuerungsinstrument fällt aus, weil sich die Regierung wohl nicht mehr getraut, diese Flanke aufzumachen. Die Menschen nur mit neuen Kampagnen und Testimonials überzeugen zu wollen, ist auch keine Lösung. Das hat bisher nicht wirklich funktioniert und ist als Einzelmaßnahme eher in die Kategorie Alibi-Aktion und Fehlinvestition einzuordnen. So eine Kampagne kann letztlich nur der Überbau dafür sein, dass man sich viel gezielter mit den Impfgegnern auseinandersetzt. Das ist eine sehr diffizile Kleinarbeit, weil sich der Konflikt durch alle Gesellschaftsschichten zieht, wie etwa zu Ostern der Konflikt zwischen Kardinal Christoph Schönborn und dem St. Pöltner Bischof Alois Schwarz über den Umgang mit Impfverweigerern deutlich gemacht hat.
Für diesen harten Weg müssen viele Register gezogen werden, vor allem an der Basis. Er kann aber nur jetzt gegangen werden, da die niedrigeren Corona-Zahlen dem Thema die Gereiztheit genommen haben. Dem Gesundheitsministerium wird außerdem nicht erspart bleiben, sich genauer mit der Ärzteschaft auseinanderzusetzen. Dass bei der Ärztekammerwahl die impfkritische MFG-Fraktion mitmischt, gewählt wird und sich in einem Bundesland sogar als Königsmacherin für einen Präsidenten präsentiert, ist ein Alarmzeichen. Und wahrscheinlich auch mit ein Grund, warum in bestimmten Regionen die Impfquote so niedrig ist.
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