Handel, we have a problem

Die Innenstädte leiden darunter, dass die Touristen fehlen. Und für die Einheimischen ist die City aber nicht gemacht.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

In Deutschland beklagt man das Innenstadt-Sterben. Die Deutschen hätten keine Lust mehr, die City-Einkaufsstraße zu besuchen, es drohe ein Geschäftssterben und eine Verödung der Innenstädte.

So krass tönt es hierzulande (noch) nicht. Sorge um die Innenstädte ist aber auch in Österreich berechtigt. Seit Jahren setzt der Onlinehandel den stationären Geschäften zu. Dann blieben die Türen der Shops aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wochenlang geschlossen, nun herrscht in der City eine neue, teilweise bedrückende Leere, weil die Touristenmassen fehlen.

Gerade die Innenstädte haben aber über Jahrzehnte gut von den Gästen aus dem Ausland gelebt – bleiben diese aus, hat der Handel in den City-Lagen ein massives Problem. Denn von den Österreichern allein können gerade die Luxus-Boutiquen nicht leben.

Vereinheitlicht

Hier liegt das Grundproblem in der innerstädtischen Ausrichtung: Zum einen ist der Geschäftemix eben ausschließlich auf die Touristen zugeschnitten – für die betuchte, asiatische Klientel ist der Kohlmarkt ein Paradies. Zum anderen haben sich Innenstadt-Einkaufsstraßen in den vergangenen Jahren auf der ganzen Welt stark angeglichen.

Die großen Handelsketten, die Nobel-Boutiquen, die internationale Gastronomie – von Hamburg bis Paris, von London bis Mailand, von New York bis Seoul bis München bis Wien, das Angebot ist allerweltsbekannt und immer gleich. Und damit auch wenig attraktiv. Die (heimischen) Konsumenten erwarten, dass der Besuch im Stadtzentrum ein einzigartiges Erlebnis ist – mit Kultur, Essen, Trinken und Shopping.

Damit das so ist, müssten Handelsketten weichen und kleine, individuelle Geschäfte einziehen. Eine grobe Korrektur, aber in Pandemie-Zeiten ist grob eine Kategorie, die durchaus denkbar geworden ist.

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