Hammer, Tanz – und Inszenierung

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Österreich liegt gut im Kampf gegen Corona. Auf dem Weg zur vorsichtigen Normalisierung wäre weniger Theatralik auch gut.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Jetzt ist’s dann aber langsam gut. Nein: Gut ist natürlich noch nichts. Aber in der sechsten Woche des Corona-Ausnahmezustandes zeichnet sich ab: Österreich hat die pandemische Verbreitung des garstigen Virus verhältnismäßig gut überstanden, fürs Erste. Mit weniger als 2.800 aktuell Erkrankten, gut 11.700 Genesenen stehen wir, trotz 500 Verstorbener, im internationalen Vergleich sehr gut da. Das ist ein Verdienst der Regierung, die schnell zu rigorosen Maßnahmen gegriffen hat; und ein Verdienst der Bevölkerung, die sich diese Maßnahmen lammfromm gefallen ließ, pardon: mitgetragen hat. Theorien, dass der Corona-Höhepunkt nach sieben, acht Wochen so oder so, egal mit welchen Maßnahmen, überwunden wäre, sind nicht beweisbar. Wie fast alle anderen Theorien auch nicht. Egal: Wir dürfen die ersten Schritte in Richtung Normalität gehen ...

Dann ist’s aber bitte langsam wirklich gut mit dem martialischen Kriseninfo-Stakkato. Mit Pressekonferenzen im gefühlten Stundentakt, die uns die Fantastischen4 des Regierungs-Krisenmanagements in die Wohnzimmer spülen wie sonst nur Skiübertragungen unsere Wedler im Winter. Langsam wird die Inszenierung zu durchsichtig.

Zuckerbrot und Peitsche ist ein altes Mittel der Politik. Schon in der Antike sprach man vom Brot in der einen und dem Stein in der anderen Hand, Herrscher über den Erdball bedienten sich dieses trivialen Management-Konzepts. Die Populisten leben nur davon: Das Erfinden/Schüren einer diffusen Angst wird beantwortet mit dem Angebot der scheinbar einfachen Lösung.

Die österreichische Regierung musste keine Angst erfinden, die kam tatsächlich aus China. Aber die Angst zu bestätigen, darin verstand sie sich über Wochen hinter Plexiglas und mit ernster Miene gut. Das Schlimmste kommt noch, wir alle werden Verstorbene kennen – zur Untermalung von Beschränkungen und Verboten war kein Bild düster genug. Hätte der Kanzler verordnet, zur Corona-Vertreibung in die Donau zu springen, viele wären gesprungen.

Jetzt stehen sie in langen Schlangen vor McDonalds, und wir freuen uns, dass nach dem „Hammer“ der heikle „Tanz“ der vorsichtigen Öffnung kommt, wie das heißt. Die vom Kanzler angekündigte Auferstehung nach Ostern wird in einer Form zelebriert, da kann die Kirche neidig werden. Aber immerhin: Auch die darf bald wieder Messen feiern, Geschäfte, Friseure, Gaststätten sperren auf, ach ja, die Schule auch – und alles wird erst medial gestreut, dann im Tagestakt verkündet, Details, auch hinter Plexiglas, später. Zuckerstück um Zuckerstück.

Ja, wir haben es verstanden: Die Regierung macht einen tollen Job in dieser Zeit der Krise, wirklich. Die Umfragen sind eh auch gut. Geht’s jetzt wieder mit ein bisschen weniger Inszenierung? Sonst könnt’ man glatt glauben, da schwingt noch ein ganz anderer Plan mit.

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