Gut, dann lies ein Buch
Es sei ihm langweilig, bringt das Kind zur Kenntnis: Sooo fad sei ihm.
Es sei ihm langweilig, bringt das Kind zur Kenntnis: Sooo fad sei ihm. Es ist klar, was das Kind damit bezwecken möchte, es möchte, dass man ihm sagt: „Na, gut, geh fernsehen.“ Was mitunter vorkommt, wenn das akut erziehungsberechtigte Elternteil gerade etwas arbeiten und dabei ungestört sein will. Meistens allerdings hört das Kind etwas anderes. Es hört zum Beispiel: „Gut!“„Was: gut?“„Gut, wenn du dich langweilst. Langeweile fördert deine Kreativität, weil du irgendwann etwas gegen die Langeweile unternehmen wirst, und es wird etwas Sinnvolles sein.“„Mir fällt aber gerade nichts Sinnvolles ein.“„Lies ein Buch.“
Worauf das Kind antworten wird, dass es heute schon gelesen habe. Und zwar was: Die Aufschrift auf dem Müsli, den Busfahrplan, das SMS von Oma.Das Kind liest nicht gern. Und während man die Sache mit der Langeweile befriedigenderweise kürzlich wieder vom dänischen Erziehungsexperten Jesper Juul bestätigt bekam, scheint es keine Richtlinien zu geben, wie man Kindern Freude am Lesen vermitteln kann: Stundenlanges Vorlesen hat nichts gebracht, Zwingen bringt nichts, und die von Pädagogen so oft beschworene Vorbildwirkung will und will auch nicht einsetzen: Denn der Umstand, dass das Kind fast permanent lesende oder schreibende Erwachsene um sich hat, hat auf sein eigenes Leseverhalten keinerlei Einfluss. Es ist vielleicht doch etwas individuell Genetisches, ob der Mensch gern liest oder nicht: Denn das andere Kind, das unter denselben entsetzlich langweiligen Bedingungen aufwachsen muss, hat sehr gern und unaufgefordert die Nase in einem Buch.
Heute beginnt die Buch Wien, das dazugehörige Lesefest läuft schon seit Montag. Und auch wenn ich persönlich mit ausgestellten Büchern nicht so viel anfangen kann, ist es doch jedes Jahr wieder schön zu sehen, wie lebendig die österreichische Buchverlag-Szene ist: Und wie sie trotz allem immer noch ein bissl wächst (www.buchwien.at)
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