Gründe des FPÖ-Erfolgs
Die Freiheitlichen liegen mit ihrer Positionierung im Zeitgeist vieler WählerInnen
Seit Jahren werden die Wahlerfolge der FPÖ von Statements politischer Mitbewerber, die dieser Entwicklung scheinbar hilflos gegenüberstehen, begleitet. Statt der Schärfung der eigenen Positionierung, findet eine therapeutisch anmutende Aufarbeitung der Standpunkte der FPÖ statt. Dabei wird eines nicht eingestanden: Die Freiheitlichen liegen mit ihrer Positionierung im Zeitgeist vieler WählerInnen.
1.Die Struktur der FPÖ macht sie stark.Die FPÖ ist hierarchisch organisiert, es gibt klare Entscheidungsstrukturen. Dadurch ist die FPÖ wie keine andere Partei in der Lage, auf politische Anforderungen schnell und einig zu reagieren. Mühevolle Abstimmungen mit informellen Strukturen entfallen. Und: Ist eine Richtungsentscheidung getroffen, dann wird diese auch landesweit mitgetragen.
2.Die FPÖ ist keine Partei der Protestwähler mehr.Natürlich kann jeder Wähler einer Oppositionspartei automatisch als Protestwähler bezeichnet werden. Dies ist allerdings eine sehr vereinfachte Darstellung der FP-Wähler. Denn: Trotz mehrerer politischer Optionen wird hauptsächlich die FPÖ als Alternative zu den Regierungsparteien gewählt. Mittlerweile mit sehr stabilen Zahlen, die auf einen hohen Anteil an Kernwählern hinweisen.
3.Der Großteil der FPÖ-Wähler wurde in die Anonymität gezwungen.Seit Jahren wird der Versuch unternommen, die FPÖ und ihre Wähler ausschließlich ins politisch äußerste rechte Eck zu stellen. Die Konsequenz ist, dass sich deren Wähler in die politische Anonymität begeben. Dadurch sind sie für die Überzeugungsarbeit anderer Parteien und für die Meinungsforschung nicht mehr erreichbar.
4.Ideologieverlust beim Mitbewerb.Vielen Wählern ist nicht mehr klar, wofür andere Parteien stehen. Die SPÖ hat nunmehr eine Standpunktdiskussion gestartet, ein Ende ist allerdings nicht in Sicht. Spätestens seit der letzten sogenannten "Steuerreform" hat die ÖVP große Teile des unternehmerischen Österreich verloren. Eines gilt jedenfalls für alle: Nur gegen die FPÖ zu sein, das ist bei Weitem zu wenig und erzeugt einen gegenteiligen Effekt beim Wähler.
5.Klare Botschaften, punktgenaue Kommunikationsstrategie.Die Positionierung der Partei ist klar, die Inhalte sind eindeutig. Die FPÖ besitzt zudem mit Herbert Kickl einen der aktuell besten politischen Kommunikationsstrategen. Er schafft es seit Jahren, Botschaften prägnant und punktgenau zu setzen.Die Hausaufgabe für die Regierungsparteien liegt auf dem Tisch.
Es ist an der Zeit, die Versäumnisse der letzten Jahre nachzuholen. Nämlich an der eigenen Positionierung zu feilen, die jeweiligen Zielgruppen wesentlich stärker in der politischen Strategie zu berücksichtigen und klare Standpunkte für die Herausforderungen der Zeit zu entwickeln, anstatt nur gegen die FPÖ zu sein. Denn wer diese ideologischen Hausaufgaben nicht macht, der kann auch keine Inhalte nachhaltig kommunizieren.
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