Große Freud mit Superlatiefen ...

Dieter Chmelar

Dieter Chmelar

Offenbar diametral andersrum verhält es sich mit der Sprache bei Versprechern.

von Dieter Chmelar

über Versprecher

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen", soll Napoleons durchtriebenster Außenpolitiker Talleyrand (1754–1838) einmal einem spanischen Gesandten beschieden haben, als ihn dieser an seine Versprechungen erinnerte.

Offenbar diametral andersrum verhält es sich mit der Sprache bei Versprechern.

Eine legendäre Ö3-Vekehrsmeldung möge diese These drastisch veranschaulichen: "Die Rettungsarbeiten werden von Saulustigen behindert." Genau so hatte es der Verleser der Nachricht – höchstwahrschweinlich – gemeint.

Wie groß auch das Leid, in diesem Zusammenhang wird gerne Freud bemüht – an allen passenden & unpassenden Baustellen. So verlieh Puls4 jüngst dem sozialdemokratischen EU-Spitzenkandidaten das Namensinsert Siegmund Freund.

Neu, aber nicht minder entzückend, dass auch die automatische Übersetzung eines Korrespondenten-Berichts den tiefenpsychologischen Erkenntnissen folgt: Auf dem Sender +1 wurde die Nennung des amtierenden russischen Talleyrands, Sergej Lawrow, mit "so gay Lover of" untertitelt. Eine, für Putins Patria nicht gerade ungefährliche, schwülstige phonetische Nachempfindung ...

Es gibt freilich auch Freud’sche Superlatiefen, die keines weiteren Kommentars bedürfen. So titelte das Zentralorgan der alltäglichen flächendeckenden Erregung, Österreich, echt: "Schumacher liegt nach wie vor im Koma" – und direkt darunter – "Aber: Kurve nach Schumi benannt".

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