Gefangen in der Lohn-Preis-Spirale

Gefangen in der Lohn-Preis-Spirale
Die Inflation wird neben der Migration zum Hauptthema im Superwahljahr. Das wird vor allem der FPÖ nützen.
Wolfgang Unterhuber

Wolfgang Unterhuber

Für rund die Hälfte der Menschen in Österreich und 57 Prozent in der Europäischen Union sind die steigenden Preise das größte Problem. Vor dem Thema Zuwanderung. Das hat die jüngste Eurobarometer-Umfrage im Auftrag der EU-Kommission ergeben. Wie es aussieht, wird das so bleiben. Nicht nur bei uns. So ist die Inflationsrate etwa in Deutschland und Frankreich wieder gestiegen. Ebenso in Österreich, wo die Teuerungsrate ohnedies immer über dem Durchschnitt liegt. Die Gründe dafür sind über die einzelnen Länder betrachtet unterschiedlich.

Und wie geht es langfristig weiter?

Zwei-Prozent-Ziel der EZB erreichen

Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass es noch ziemlich lange dauern wird, bis die Teuerungsrate wieder das von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteckte Ziel von zwei Prozent erreichen wird. In Österreich reden wir da wohl von Jahren. Denn wir sind gefangen in der, wie man so schön sagt, Lohn-Preis-Spirale. Manche sagen auch Preis-Lohn-Spirale, aber das ist egal. Der Effekt ist derselbe.

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Nicht nur in den unteren Einkommensschichten, auch im Mittelstand ist die Inflation längst zum Problem geworden. Man fährt noch auf Urlaub oder geht ins Restaurant, nur halt kürzer oder seltener. Wobei das Hauptproblem nicht einmal die Inflation, sondern die gleichzeitig stagnierende Wirtschaft ist. Die hohen Zinsen der EZB sollen die Wirtschaft ja bewusst dämpfen, damit auch die Inflation nach unten geht. Nur ist diese Rechnung bisher in Österreich nicht wirklich aufgegangen. Die Wirtschaft dümpelt schon länger entlang der Nulllinie vor sich hin, doch die Inflation sank nur langsam und steigt jetzt sogar wieder. Das ist Gift für den Standort. Der Wohnbau bricht ein, und Exporteure können die inflationsbedingt hohen Lohnabschlüsse nicht einfach so an ihre Kunden im Ausland weitergeben. Österreich lebt aber nun einmal vom Export.

Keine Frohbotschaften

Speziell für die Regierung, und da besonders für die „Wirtschaftspartei“ ÖVP, sind das zu Beginn des Super-Wahljahres keine Frohbotschaften. Die Opposition wird die Teuerung in den bevorstehenden Wahlkämpfen genüsslich ausschlachten und mit populistischen Scheinrezepten auf Stimmenfang gehen. In Kombination mit dem heißen Eisen Migration wird davon vor allem die FPÖ profitieren.

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Wenn sie ihren Wohlstand oder ihre Sicherheit bedroht sehen, öffnet das bei den Wählerinnen und Wählern Tür und Tor für scheinbar einfache Lösungen. Dabei zeigt die Geschichte, dass Eingriffe des Staates wie etwa Preisdeckel (schon von den Römern bis zu den Nazis erfolglos probiert) nur für ökonomische Querschläger sorgen, weil dann erst recht nicht mehr investiert oder die betroffene Ware verknappt wird. Wirtschaft ist eben komplex. Und die Bekämpfung der Inflation erst recht.

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