Gebiete für Russland? Das Tabu ist gebrochen

Ukrainischer Soldat nahe der Front bei Bachmut
Organisationen wie der NATO mit großen Pressestäben entkommt kein Wort zufällig. Da wird jede Silbe genauestens kontrolliert, ehe sie in die Welt hinaus darf.
Genau so wenig war es auch ein Zufall, dass der Stabschef von NATO-Generalsekretär Stoltenberg vor Kurzem in aller Öffentlichkeit eine Möglichkeit ansprach: Die Ukraine könnte in die NATO aufgenommen werden – wenn, ja wenn sie Gebiete an Russland abtritt.
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Da war sie draußen, die bisher von der NATO nicht laut ausgesprochene Vermutung, dass die Ukraine nicht in der Lage sein könnte, alle Gebiete wieder zurückzuerobern.
Dass die Ukraine zutiefst empört reagierte, verwundert nicht: Aufgeben? Territorium verlieren, soll all das Leid umsonst gewesen sein? Undenkbar!
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Und doch scheint in der NATO denkbar zu werden, das Tabu zu brechen: Um den Krieg zu beenden, müsse die Ukraine Kompromisse eingehen, so schmerzhaft dies auch werde. Doch im Gegenzug solle die Ukraine künftig den allergrößten Schutz vor Russland erhalten – die NATO-Mitgliedschaft.
Stoltenbergs Stabschef hat mit diesen Überlegungen wohl einen ersten Testballon losgelassen. Natürlich hat die offizielle NATO – nach erstaunlich späten 24 Stunden – dementiert. Doch kategorische Zurückweisungen hören sich gewöhnlich anders an. Und es ist erstmals ausgesprochen.

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