Altersarmut ist weiblich
Am Freitag ist Equal Pension Day in Österreich. Er markiert den Tag, ab dem Frauen rein rechnerisch bis zum Jahresende keine Pension mehr bekommen. Grund dafür ist der Gender-Pension-Gap, sprich der Unterschied bei den Pensionsbezügen zwischen Männern und Frauen. 2023 klafft diese Lücke bei 40,5 % auseinander. Im Schnitt bekommen Frauen also pro Jahr fünf Monate weniger Pension als Männer.
Warum schuften Frauen ihr ganzes Leben und kommen in der Pension dann nur mit Ach und Krach über die Runden? Ein Konstruktionsfehler im System. Denn es ist für Männer gebaut. Wer eine ordentliche Pension möchte, muss möglichst lang Vollzeit und gut bezahlt arbeiten. Die Lebensrealität von Frauen sieht meistens anders aus. Bis zum ersten Kind arbeiten sie Vollzeit. Knapp 70 Prozent bleiben in Teilzeit, bis die Kinder 14 Jahre alt sind. Sind die Kinder flügge, pflegen sie die Eltern, später dann oft noch den Partner. Neben dieser unbezahlten Sorgearbeit gehen sie auch noch einer Erwerbstätigkeit nach. Aber meist nur Teilzeit, anders geht es sich eben nicht aus.
Viele dieser weiblich geprägten Teilzeitjobs sind überdurchschnittlich anstrengend, aber unterdurchschnittlich bezahlt. Im Ergebnis zahlen Frauen für die Kombination aus unbezahlter Sorge- und Teilzeitarbeit einen hohen Preis. Arbeitet eine Frau mit mittlerem Bruttoeinkommen von 2.900 Euro zehn Jahre lang in Teilzeit, verzeichnet sie einen Verlust an Lebenseinkommen in Höhe von 200.000 Euro. Bei 15 Jahren Teilzeit sind es bereits 310.000 Euro. Einkommen, das später am Pensionskonto fehlt: Jede fünfte Frau über 60 lebt unterhalb der Armutsgrenze von 1.392 Euro pro Monat.
Hinzu kommt: Frauen können sich mangels Betreuungsinfrastruktur kaum frei für Vollzeit entscheiden. Das Betreuungsziel für unter 3-Jährige verfehlt Österreich seit über zwei Jahrzehnten. Jeder vierte Kinderkrippen- und -gartenplatz außerhalb Wiens ist mit Vollzeit nicht vereinbar. Wenn niemand auf die Kinder schaut, ist Vollzeitarbeit aber ein Ding der Unmöglichkeit. Bei der Altenpflege sieht es nicht viel anders aus: Acht von zehn Pflegegeldbezieher:innen werden zu Hause gepflegt. Überwiegend von Frauen, die ihnen nahestehen.
Dabei haben wir schon ein Rezeptbuch, um Altersarmut zu bekämpfen. Allen voran sollten Kinderbetreuung und Altenpflege ordentlich bei der Pension angerechnet werden. Ein Karenzmodell, das die Karenzzeiten zwischen Mutter und Vater verpflichtend fair verteilt, würde ebenfalls helfen. Geht der Papa in Karenz, wirkt sich das positiv auf den Wiedereinstieg der Mama aus. Damit wir Frauen nicht mit der Pflege von älteren Angehörigen allein lassen, braucht es eine Personaloffensive und den Ausbau der Pflegeinfrastruktur. Und zu guter Letzt muss die Regelarbeitszeit sinken. Dann ist Vollzeit leichter möglich und wir schicken Frauen nicht länger mit Anlauf in die Altersarmut.
Barbara Blaha leitet das ökosoziale Momentum Institut
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