Zerschlagt die Schule!

Zerschlagt die Schule!
Ein Plädoyer für einen radikalen Umbau des Bildungssystems

Noch genießen Schüler und Schülerinnen ihre Sommerferien, doch in zwei Wochen kehren die Kinder und Jugendlichen aus den östlichen Bundesländern in die Klassenzimmer zurück. Die meisten werden dann die nächsthöhere Schulstufe besuchen, manche wissen bereits, dass sie ein Jahr wiederholen müssen und andere sind derzeit hinter ihrem Schreibtisch anzutreffen, um sich auf ihre Wiederholungs- und Nachtragsprüfungen vorzubereiten. Und dann gibt es auch jene, die beschlossen haben, der Schule gänzlich den Rücken zu kehren. Was die meisten Schüler und Schülerinnen aus all diesen Gruppen sowie ihre Eltern als auch viele Pädagogen und Pädagoginnen eint: Sie sind unzufrieden mit dem Schulsystem. Viele Eltern wünschen sich eine andere Form von Schule und das unabhängig davon, ob ihre Kinder gute oder schlechte Noten nach Hause bringen. Da geht es um Themen wie die eigene Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch die Erwartung, dass Schule wirklich alles Schulische übernimmt und die Kinder motivierter sind, zu lernen. Lehrer und Lehrerinnen wiederum verzweifeln an immer mehr Aufgaben, die ihnen übertragen werden, leiden an entgrenztem Arbeiten, das spätestens seit der Covid-Krise mit dem Digitalisierungsschub an Schulen für viele von ihnen zum Alltag geworden ist. Wie darauf reagieren? Das nächste Mini-Reförmchen wird das Problem nicht lösen.

Das Schulsystem wirkt inzwischen wie ein alter Koloss, dem immer wieder ein Rädchen hinzugefügt, dafür ein anderes weggenommen wird. Es wäre daher endlich einmal Mut angesagt: Mut, das Schulsystem völlig neu zu gestalten. Ideologische Fragen müssen dabei in den Hintergrund treten, dafür die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes in den Vordergrund. Förderung braucht es da beispielsweise, um Defizite auszugleichen, aber auch um Talente voranzubringen.

Gelingen kann das in einer Schule für alle, die jedoch stark individualisiert, die auf kleinere Gruppen setzt, Kindern Chancen bietet, egal ob sie von ihren Eltern unterstützt werden können. Schule muss sich aber auch für weit mehr zuständig fühlen als sie dies derzeit tut.

Stellt man den Pädagogen und Pädagoginnen ein Team aus Sozialarbeitern, Psychologen, Therapeuten (von Physio- und Ergo- bis zu Logopädie) zur Seite und hat nicht nur den Lernerfolg, sondern auch die physische und psychische sowie soziale und ökonomische Situation eines Kindes im Blick, entlastet das einerseits die Lehrpersonen und hat andererseits präventiven Charakter.

Schulversagen kann so vermieden, gesundheitliche Krisen können durch früheres Erkennen rascher überstanden werden. Ja, ein solches Schulsystem wäre ein großes Vorhaben. Aber eines, das sich lohnt – weil am Ende eben nicht nur der Einzelne, sondern die gesamte Gesellschaft profitiert.

Alexia Weiss ist Autorin. Sie hat das Buch „Zerschlagt das Schulsystem … und baut es neu!“ veröffentlicht.

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