Kurskorrektur auf dem Riesensegelschiff der Kirche

Finale Beratungen in Rom: Den Durchbruch zur Gleichstellung der Frauen gab es nicht 
Franziskus legte die katholische Kirche für drei Jahre Weltsynode aufs Trockendock. Ein Gastkommentar von Paul M. Zulehner.

Die katholische Kirche ist wie ein Riesensegelschiff der himmlischen Rederei, unterwegs auf den Meeren der Welt und ihrer Geschichte. Dadurch behäbig. Kurswechsel sind nicht einfach. Die Weltsynode 2021 bis 2024 hat unter Steuermann Franziskus einen solchen versucht. Dazu parkte er das Riesenschiff für drei Jahre auf der römischen Schiffswerft, um den künftigen Kurs zu beraten.

Bei diesen Beratungen hat er sich nicht, wie bisher, allein auf hochrangige Schiffsoffiziere verlassen. Alle Schiffsinsassen sollten sich beteiligen. Sogar Frauen hat er auf die Brücke geholt und sie mitplanen lassen. Man rang gemeinsam und respektvoll darüber, wohin das Schiff in der kommenden Weltzeit fahren soll. Wie in alten Zeiten wurde schon während der Beratungen um kräftigen Wind gebetet, damit das Riesenschiff nach dem Verlassen der römischen Werft Fahrt aufnehmen kann und aus der herrschenden Flaute herauskommt. Manche hörten schon den Heiligen Geist in den Segeln knattern.

Kurskorrektur auf dem Riesensegelschiff der Kirche

Paul M. Zulehner

Die Kurskorrektur wurde beschlossen. Auch sollte das Riesenschiff mit wendigeren Segelschiffen ergänzt werden. Diese sollten die verschiedenen Kontinente anfahren und Menschen verschiedener Kulturen zu einem inspirierenden Dialog über Gott und die Welt an Bord nehmen. Das sei wegen der Unterschiedlichkeit der Kulturen dringend nötig. In den Beratungen hat sich gezeigt, dass die Fragen der Menschen und ihrer Völker in den Kontinenten und ihren Kulturen verschieden sind. In Afrika, so hörte man, gehe es um die Polygamie. In Amazonien um den Klimanotstand und den Regenwald. Frauen aus verschiedenen Kontinenten reklamierten, dass man sie bisher eher in den Kajüten bei den Kindern sah als bei den Besprechungen in der Offiziersmesse.

In den drei Jahren Trockendock ging es um den Kurswechsel, nicht um Detailreparaturen am Schiff. Um über Reparaturen am Schiff zu beraten, wurden gemischt besetzte Expertenteams gebildet, die dem Steuermann zeitnah Vorschläge machen werden. Dazu zählte die Frage, welche Verantwortung künftig Frauen im Schiff übernehmen. Hier soll darüber beraten werden, ob Frauen künftig nicht nur viele nützliche Arbeiten auf dem Schiff machen sollen, wie kochen, Kinder erziehen, Theologie betreiben, Teilorganisationen leiten. Vielmehr soll auch geklärt werden, ob und wie Frauen in einem ersten Schritt wenigstens in den untersten Offiziersrang kommen können. Dabei dachten sich natürlich manche Frauen: Sind wir einmal in die Offiziersmesse aufgenommen, sind wir nicht mehr aufzuhalten, was den Widerstand der bisherigen männlichen Offiziere weckt, weil sie ahnen, dass Frauen für diese Aufgaben auch kompetent sind.

Die Zeit im Trockendock ist jetzt vorbei. Das Riesenschiff der Weltkirche ist wieder auf dem Weltmeer unterwegs. Die Beschlüsse müssen im Bordbuch namens Kirchenrecht festgeschrieben werden, damit sie auch halten, wenn der inzwischen bereits älter gewordene Steuermann das Ruder aus der Hand gibt. Es dürfe nicht geschehen, dass ein neuer Steuermann den erarbeiteten Kurs nicht gutheißt und ins alte Fahrwasser zurückkehrt – was manche erhoffen und weit mehr befürchten. Und was ohne rechtliche Festschreibung nach dem alten Bordbuch immer noch möglich ist.

Paul M. Zulehner ist Theologe und katholischer Priester, lehrte an der Uni Wien.

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