Warum nur wenige zugreifen, obwohl Immo-Preise fallen

Warum nur wenige zugreifen, obwohl Immo-Preise fallen
Die Sehnsucht nach mehr Lebensqualität ist das wichtigste Motiv für die Schaffung von Eigentum. Ein Gastkommentar von Martina Hirsch.

Der Wohnungsmarkt hat in den vergangenen 16 Monaten eine Vollbremsung hingelegt und sich dabei komplett verändert. Die Nachfrage beim Immobilienkauf war stark rückläufig.

Obwohl fallende Preise mehr Käuferinnen und Käufer anziehen sollten, erleben wir in Österreich eine zögerliche Entwicklung in diese Richtung: Die Preise sind im Schnitt gesunken, doch die erwartete Käuferwelle bleibt (noch) aus. Viele weichen in die Miete aus, was wiederum Auswirkungen auf die Mietpreise hat. Bei diesen ist keine Preisreduktion zu erwarten. Beim Kauf im Gebrauchtsegment ist regionsabhängig ein Rückgang bei den Kaufpreisen wahrnehmbar, während im Neubau-Erstbezug die Preise stabil bleiben. Viele ziehen daher günstigere Gebrauchtimmobilien vor, die renoviert sind oder Sanierungspotenzial bieten.

Warum nur wenige zugreifen, obwohl Immo-Preise fallen

Martina Hirsch

Es entspricht dem Nachhaltigkeitsgedanken von heute, durch Instandhaltung, den Lifetime-Circle bestehender Gebäude zu verlängern. Die gestiegene Anzahl der Bewertungen aufgrund von Sanierungen unterstreicht wachsendes Interesse an der Aufwertung und Erneuerung bestehender Immobilien. Gerade für Familien stellt dies eine Möglichkeit dar, auf dem Land Passendes zu finden, da es in der Stadt für Vier- oder Fünf-Personen-Haushalte zunehmend schwieriger wird, leistbare Wohnmöglichkeiten zu finden.

Zu lange lag der Schwerpunkt bei Neubauten im Stadtgebiet auf kleinen Wohneinheiten. Der Anlegermarkt der Vergangenheit hat vor allem kleine Immobilien priorisiert. Die typischen Anlegerwohnungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahre waren Zweizimmerwohnungen mit 40 bis 55 Quadratmeter.

Warum wechseln Menschen überhaupt ihren Wohnraum? Die Gründe liegen im Streben nach Wohlbefinden, einem besseren Lebensstandard und günstigeren Wohnkosten. Zu beobachten ist, dass die Sehnsucht nach mehr Lebensqualität das wichtigste Motiv für eine Veränderung der Wohnsituation ist. Der Wunsch nach Eigentum ist in Österreich ungebrochen. Der s-Real-Umzugsreport zeigt, dass dort, wo die Eigentumsquote höher ist, auch die Lebensqualität besser bewertet wird. Eigentum macht glücklich und steigert die Lebensqualität. Für viele bedeutet Eigentum darüber hinaus Altersabsicherung und Vorsorge.

Mit dem steigenden Bewusstsein für die Möglichkeiten der Sanierung und der Bereitschaft, fürs Eigentum einen Ortswechsel in Kauf zu nehmen, steigt auch die Kaufbereitschaft wieder. Rückläufige Kaufpreise außerhalb der Ballungsräume unterstützen diese Tendenz. Inwiefern die neuen, hohen Förderungen für den Tausch von Öl- und Gasheizungen den Markt ankurbeln, bleibt abzuwarten. Im Moment sind Immobiliensuchende zum Teil noch zögernd. Es wird daher noch dauern, bis das am Markt ankommt. Die Aussichten sind gut, hochwertige Immobilien in guten Lagen zu attraktiven Preisen zu finden.

Martina Hirsch ist führende Immobilienexpertin und Geschäftsführerin von s Real

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