Warum Europa auf einen mysteriösen Balkan-Großflughafen schauen sollte

Warum Europa auf einen mysteriösen Balkan-Großflughafen schauen sollte
In Trebinje entsteht ein Projekt, das mehr ist, als es vorzugeben scheint

Die Ankündigung des Baus eines Flughafens in der Nähe von Trebinje, im äußersten Süden von Bosnien und Herzegowina, sorgt am Balkan für Aufmerksamkeit. An der Stelle, an der der Flughafen entstehen soll, war nicht einmal eine Graspiste für einen Kleinflughafen vorgesehen. Nun soll dort eine 3.500 Meter lange Piste ein Standplatz für vier C-Typ-Flugzeuge (A320 oder B737), einen des Codes D bzw. einen des Codes E (A350 oder B777). In der zweiten Phase soll die kommerzielle Luftfahrt hinzukommen. Ein Terminal mit einer Kapazität von drei Millionen Passagieren und ein Frachtempfangsterminal für zwei Flugzeuge des Codes E (B777F), ein Hangar für die Geschäftsluftfahrt, der drei Flugzeuge mit einer Spannweite von 15 bis 24 Metern aufnehmen kann, sollen gebaut werden.

Die Stadt Trebinje liegt im ärmeren Teil des Landes und hat knapp über 30.000 Einwohner, die umliegende Region etwa 100.000 Einwohner. In einem Umkreis von 100 Kilometern gibt es drei Flughäfen. Zivilluftfahrtexperten glauben, dass es für ein so großes Unternehmen gar keine wirtschaftliche Rechtfertigung gibt. Einen Flughafen für den Empfang von kleinen und mittleren Regionalflugzeugen, den sogenannten 100-Sitzern, zu bauen, hätte eine gewisse Berechtigung. Sie könnte mit einer Subventionierung wirtschaftlich gerade noch tragbar sein.

Die Regierung der Republika Srpska ist Eigentümerin des Unternehmens Aerodromi RS, zu dem nur ein betriebsfähiger Flughafen gehört (Banja Luka). Erst vor wenigen Tagen hat sie erklärt, dass sie ein Darlehen in Höhe von 3,17 Millionen Euro nicht an die Investitions- und Entwicklungsbank zurückzahlen kann.

Serbien, das 75 bis 100 Millionen Euro bereitstellen will, springt ein. Die Republika Srpska ist die westlichste Interessenszone Serbiens – und sogar des russischen Einflusses auf dem Balkan. Der Flughafen und die dazugehörigen Radargeräte könnten also als Tarnung für viel ernstere Vorhaben dienen. Von Trebinje aus kann der Zugang zur Adria abgedeckt werden, zudem ist die Adriaküste Italiens mit ihren NATO-Stützpunkten in Reichweite.

Iskander-Raketen mit einer Reichweite von 700 Kilometern könnten zum Schutz von Flughafenanlagen und Radarsystemen eingesetzt werden. Von Trebinje aus würde es reichen, um Rom abzudecken, von Banja Luka reichte es bis Venedig, Graz, Wien oder Salzburg. Investoren verfügen (noch) nicht über alle erforderlichen Genehmigungen für den Bau des Flughafens. Die Institutionen der Zentralregierung von Bosnien und Herzegowina verfügen jedoch, abgesehen von den gesetzlichen, über keine angemessenen Mechanismen, die einen Bau stoppen könnten. Die Premierminister Kroatiens und Serbiens, der Außenminister von Ungarn und die nationalen Führer der Serben und Kroaten in Bosnien und Herzegowina, Dodik und Covic waren sich bei einer Konferenz einig, keine Bedrohung zu verspüren. Es sei vielmehr eine klare Botschaft an den Westen.

Alen Jazić ist freier Journalist in Bosnien und Herzegowina.

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