Unis und Schulen: Lernt, KI zu nutzen!

Unis und Schulen: Lernt, KI zu nutzen!
Künstliche Intelligenz verändert nicht irgendwann unser Lernen, sondern jetzt.

Dr. Jared Mumm witterte vor ein paar Tagen schweren ChatGPT-Verdacht, als er die Abschlussarbeiten seiner Klassen an der Texas A&M University las. Was er tat, um seinen Verdacht zu überprüfen, machte ihn international bekannt: Er fragte ChatGPT selbst, ob die Künstliche Intelligenz die Texte geschrieben habe. Fuchs, hätte er auch fragen können, hast du die Gans gestohlen? Den Arbeiten gab er nach der Antwort von ChatGPT ein „Unvollständig“ und forderte eine zusätzliche Leistungserbringung ohne KI. Das zeigt, wie wenig er von der Technologie versteht, die gerade seine Branche umkrempelt. Das Tool ist nicht dazu geeignet, KI-verfasste Texte zuverlässig zu erkennen. Allerdings nutzen es nicht nur Schüler und Studenten, um sich von Denkleistungen zu befreien, sondern auch viele Berufstätige. Nur lernt man halt nichts, löst man Aufgaben nicht selbst.

Gefährlich ist auch die Ignoranz von Bildungseinrichtungen und Lehrenden, die so tun, als ob KI nichts mit ihnen zu tun hätte. Sie vermeiden wichtige Entscheidungen, indem sie KI weder verbieten, noch ihre Schüler damit fördern. So werden Schüler und Studenten auch weiter darin geschult, sich vom Nachdenken zu befreien und Tests und Zeugnisse zu erwerben, ohne Inhalte zu beherrschen.

Dabei kann KI unser Lernen schon jetzt konstruktiv verbessern. Etwa der US-Chatbot Khanmigo: Er gibt nicht einfach fertige Antworten oder Lösungen, sondern führt seine Nutzer durch Denkprozesse und hinterfragt ihre Rechenwege, für eine geringe monatliche Spende. Das macht hochqualitative Nachhilfe erschwinglicher als jemals zuvor. Lehrkräfte können mit KI schon jetzt Routinearbeiten automatisieren oder Lehrpläne verfeinern, um Schüler in der Gegenwart abzuholen und sie mit zukunftsgerichteten Methoden für schwierige Stoffe zu begeistern.

Kann es sein, dass sie mit KI-generierten Fragen oder Übungen ihre Schüler vielleicht noch besser herausfordern oder unterstützen als bisher? Das Problem ist nicht die KI selbst, sondern wie wir sie nutzen. KI ist kein Ersatz für menschliches Denken, sondern wie der Taschenrechner ein Werkzeug. Den haben Schulen anfangs verboten, weil Rechenfehler nicht dokumentiert wurden und so Lerneffekte ausblieben. Später wurde er trotzdem eingeführt. KI zu verteufeln hilft jedenfalls nicht.

Wir brauchen eine Bildungskultur, die KI integriert und reflektiert, Lehrer, die KI beherrschen sowie Schüler, die sie kritisch und verantwortungsvoll nutzen und eigene Lösungen entwickeln können. Und wir brauchen Institutionen, die KI fördern und regulieren. Schon heute liegt es an uns, ob unsere Werkzeuge halluzinieren oder Fake News verbreiten. Das können wir nicht der KI in die Schuhe schieben. Das müssen wir selbst überprüfen können. Die Herausforderung sollte lauten: Wie werde ich besser als ChatGPT?

Julia Katovsky ist Projektmanagerin des österreichischen Bildungsanbieters ETC

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