Und ewig grüßt das Murmeltier

Und ewig grüßt das Murmeltier
Beim Thema Mieten regiert in der Politik natürliche Dummheit. Ein Gastkommentar von Louis Obrwosky.

Die Meldungen der letzten Tage und Wochen drehen sich immer wieder um die Mietpreisbremse. Es wurde alles schon so oft wiederholt, dadurch wird es aber nicht sinnvoller. Es gibt zu wenig Wohnungen, mehr gibt es nicht dadurch, dass man die Mieten reduziert, das sollte eigentlich jedem vernünftigen Menschen einleuchten. Dies scheint aber den Populisten nicht ins Konzept zu passen. Lieber wirbt man mit unlauteren Mitteln, ohne die dadurch entstehenden Konsequenzen zu bedenken. Jährlich nimmt die Bevölkerungszahl zu, vor allem im Ballungsraum Wien. Die seit 2015 dort gebauten 1000 Gemeindewohnungen werden wohl nicht reichen, um die Nachfrage zu stillen. Also benötigt man u. a. private und institutionelle Investoren, die den Wohnungsbau forcieren. Diese haben allerdings nur dann ein Interesse zu bauen, wenn sie stabile Rahmenbedingungen vorfinden und auch eine Rendite erwirtschaften können. Dies wird ihnen aber gerne abgesprochen, ohne dabei zu überlegen, was das bewirkt.

Bis zu 50 Prozent wird der Wohnbau in den kommenden Jahren einbrechen, rechtskräftige Baugenehmigungen, auch von gemeinnützigen Gesellschaften, bleiben in der Schublade, da die enormen Preissteigerungen bei Bau- sowie Finanzierungskosten nicht mehr zu stemmen sind. Studien seriöser Wirtschaftsinstitute belegen, dass ein weiterer Eingriff in diesem Bereich zu noch mehr Baustopps führen wird und Investoren im Ausland investieren werden.

In dieser Gemengelage wird ein wesentlicher Punkt immer ausgeklammert. Es geht nicht nur ums Jetzt. Die Zukunft verlangt uns noch einiges mehr ab, nämlich die – notwendige – Energiewende zu schaffen. Dazu müssen enorme Investitionskosten gestemmt werden. Dazu kommen die Anschlusskosten an die Fernwärme Wien, inkl. der vertikalen und horizontalen Erschließungsstränge, diese verschlingen oft die Mieteinnahmen mehrerer Jahre eines durchschnittlichen Zinshauses – ohne dass ein einziger Euro an den Eigentümer zurückfließt.

Jeder Politiker, der angesichts dieser Herausforderungen eine „Mietpreisbremse“ verlangt, muss sich gefallen lassen, als Umweltsünder bezeichnet zu werden. Denn wer kann sich ob dieser enormen Kosten noch eine energetische Sanierung leisten? So viel fördern kann man gar nicht, damit sich das rechnet.

Bei Gemeindebauten maßt sich die Politik an, eine Valorisierung gutzuheißen. Den privaten Investoren wird das aber als kapitalistische Gewinnmaximierung vorgeworfen. Was von der Politik vergessen wird, ist der Umstand, dass für die Bau- und Immobilienbranche lange Planungszeiträume nötig sind. Wer aber heute nicht weiß, wie es in einigen Jahren rechtlich aussehen wird, wird sich jede Investition doppelt überlegen. Überall auf der Welt wird über die Künstliche Intelligenz diskutiert, bei uns regiert die natürliche Dummheit.

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der institutionellen Immobilieninvestoren

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