Tourismus mit Weitblick für einen „Urlaub wie damals“

Tourismus mit Weitblick für  einen „Urlaub wie damals“
Wie Destinationen in Österreich mehr Nachhaltigkeit implementieren können. Ein Gastkommentar von Regina Preslmair.

Wer kennt sie nicht, die kitschigen Postkartenbilder, die aus dem Urlaub an die Liebsten zu Hause verschickt werden? Blutrote Sonnenuntergänge, türkisblaues Meer, ein gutes Glas Wein und eine Portion Meeresfrüchte am Teller. Ein Urlaubsklischee, das vermittelt, dass die Welt, in der wir leben, noch in Ordnung ist. Die Reiselust der Menschen nach der Pandemie ist größer als je zuvor, viele Urlaubsdestinationen sind schon lange im Voraus ausgebucht. Doch wie lange können diese Klischees noch aufrechterhalten werden? Spontane Vulkanausbrüche, schwere Unwetter, Überflutungen und Brände stehen mittlerweile an der Tagesordnung. Und das ist möglicherweise erst der Anfang.

Betrachtet man beliebte Urlaubsdestinationen in Österreich, fällt es schwer zu glauben, dass Entspannung möglich ist. Hotspots wie Hallstatt oder die Kärntnerstraße in Wien werden von Touristinnen und Touristen überrannt, in den Alpen wird Grund und Boden für die Errichtung von Chalets für Superreiche abgegeben. Wird der Tourismus, so, wie wir ihn bisher kennen, weiterhin auf dieselbe Weise funktionieren? Wohl kaum. Doch wie kann der Tourismus der Zukunft aussehen? Wie schafft man den Spagat, klimafreundlich zu reisen und so gut wie keinen Fußabdruck zu hinterlassen?

Die Antwort könnte bei den nachhaltigen Tourismusdestinationen zu finden sein, die auf Natur und Umwelt achten und trotzdem – oder gerade deshalb – intensive Urlaubserlebnisse bieten. Einerseits profitiert der Gast von authentischen regionalen Eindrücken, andererseits können die Gastgeberinnen und Gastgeber, aber auch Lieferanten und Kooperationspartner aus der Umgebung guten Gewissens ihren Ort als Urlaubsdestination weiterführen.

Österreichs Tourismus hat sich zum Ziel gesetzt, in allen Bereichen mehr Nachhaltigkeit zu implementieren. Das grüne Gütesiegel zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt, das Österreichische Umweltzeichen, hat auf Basis der Zielvorgaben der Europäischen Tourismus-Indikatoren (ETIS) und international bewährter Standards des Global Sustainable Tourism Council (GSTC) einen Rahmen für einen umfassenden und vernetzenden Umwelt-Standard für Regionen entwickelt.

Mit den Urlaubsregionen Seefeld – Tirols Hochplateau und Wagrain-Kleinarl sind nun die ersten nachhaltigen Tourismusdestinationen mit dem Umweltzeichen zertifiziert worden. Erforderliche Maßnahmen dafür sind unter anderem die Unterstützung bei einer umweltfreundlichen An- und Abreise mit dem Zug, ein ausgefeiltes Busnetz in der Region, klimafreundliches Waldmanagement, Angebot von Nachhaltigkeitsworkshops für Touristiker und nachhaltige Inspirationen für Gäste wie grüne Naturlehrpfade sowie gezielte Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Die nächsten sind in Vorbereitung und es bleibt zu hoffen, dass noch viele weitere nachfolgen, damit auch die nächsten Generationen einen „Urlaub wie damals“ erleben können.

Regina Preslmaier ist Expertin für nachhaltigen Tourismus beim Österreichischen Umweltzeichen im Klimaschutzministerium.

Kommentare