Synthetische Kraftstoffe: ja, aber

E-Fuels für Autos haben auch unerwünschte Folgewirkungen

Die derzeitige Lobbying-Kampagne zum breiten Einsatz synthetischer Kraftstoffe bei Autos im normalen Straßenverkehr verzichtet gerne auf die Darstellung der Nachteile und möglichen negativen Folgewirkungen. Ein riesiges Problem ist der hohe Stromverbrauch bei der Produktion von E-Fuels. Weniger als 10 bis

15 Prozent der eingesetzten Energie werden im Endeffekt in Fortbewegung umgesetzt.

Bei „normalen“ E-Autos sind das immerhin gut 60 Prozent – d. h. mit der gleichen Energie kommt man damit also fünfmal so weit. Die Verschwendung von über 85 Prozent der weltweit dringend benötigten Energie ist hochgradig bedenklich.

Selbst wenn E-Fuels „grün“ produziert werden, wäre diese Energie anderswo viel sinnvoller einsetzbar, z. B. zum Ersatz fossiler und atomarer Kraftwerke, zum Heizen/Kühlen mit elektrischen Wärmetauschern (Gasausstieg) und zur Stromversorgung ärmerer Länder. Viele liebäugeln bei der E-Fuels-Produktion schon mit dem Einsatz von Atomstrom und mit Wind-/Solaranlagen in weit entfernten, armen oder politisch unzuverlässigen Ländern, was wieder neue Abhängigkeiten und lange Transportwege schafft.

Die E-Fuels-Kampagne suggeriert, dass wir unser Verhalten durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe kaum ändern müssen und weiterhin ineffiziente Verbrennungsmotoren benützen und auf niedrigere Tempolimits verzichten können. Das bremst natürlich den Umstieg auf Elektromobilität. Viele denken sich jetzt, dass es besser ist, einmal abzuwarten und beim Verbrennerauto zu bleiben. Auch Werkstätten werden mit Umrüstungen auf

E-Auto-Services zurückhaltend sein – vielleicht bleibt alles weitgehend wie es ist. Obwohl: Es wird in Österreich noch mehrere Jahrzehnte viele Verbrennerfahrzeuge geben, die aber besser rasch durch Mobilitätsalternativen (vom öffentlichen Verkehr bis zu Elektro-Leichtfahrzeugen) ersetzt und nicht durch E-Fuels möglichst lang erhalten werden sollten. Die Wissenschaft geht davon aus, dass wir synthetische Kraftstoffe als Übergangslösung dort einsetzen werden, wo es keine andere umsetzbare Möglichkeit gibt, wie z.

B. im Flugverkehr (der aber gleichzeitig massiv reduziert werden muss) und in geringem Umfang z. B. für Oldtimer oder Spezialfahrzeuge. Erst wenn es große Überschüsse an grünem Strom gibt, kann damit großzügiger umgegangen werden. Die Entsorgung der vorhandenen und noch immer produzierten fossil betriebenen Autos ist sicher ein Problem, das aber von der Fahrzeugindustrie verursacht wurde, die den Klimawandel und die nötigen Gegenmaßnahmen jahrzehntelang ignoriert und Großteils statt auf sparsame (E-)Autos auf größere, schwerere, stärkere und schnellere Autos (SUV etc.) gesetzt und diese entsprechend propagiert hat.

Michael Praschl ist seit 1982 wissenschaftlich mit dem Klimawandel und seit 1988 beruflich mit „sicherer und nachhaltiger Mobilität“ befasst.

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