Schönwettertaugliche Modelle

Schönwettertaugliche Modelle
Die Strompreisgestaltung ist in der Kritik – zu Recht? Ein Gastkommentar von Florian Haslauer.

Mehr und mehr geraten die Energieversorger in die Kritik. Die Preisgestaltung für Stromverbraucher sei undurchsichtig, Preissteigerungen auf den Großhandelsmärkten werden weitergegeben, die Senkungen dagegen nicht oder nicht schnell genug. Warum steigen die Preise überhaupt, wenn doch der Strom aus österreichischen Wasserkraftwerken kommt, wie manchen Kunden versichert wird?

Die Arbeiterkammer strengt in mehreren Bundesländern Verfahren gegen den Landesversorger an, der VKI hat schon erste Verfahren gegen Stromlieferanten wegen unklarer Lieferverträge gewonnen und die Bundeswettbewerbsbehörde führt gemeinsam mit der Regulierungsbehörde E-Control eine Untersuchung der gesamten Branche zur Preisgestaltung durch.

Die Entwicklung der Endkundenpreise in Österreich seit 2021 verhält sich so wie in anderen europäischen Ländern auch. Es zeigt sich, dass die Endkundenpreise den Großhandelspreisen folgen. Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich, weil die Stromlieferanten den Großhandelsmarkt nutzen, um die benötigten Strommengen für ihre Kunden zu beschaffen.

Die Endkundenpreisanstiege in Österreich sind je nach Stromlieferant unterschiedlich verlaufen. Manche haben schneller erhöht, andere später. Zudem ist zu beobachten, dass manche Lieferanten nach den Preishöchstständen am Großhandelsmarkt im dritten Quartal 2022 schon wieder Preise senken, während andere das noch nicht tun. Wie kann das sein, wenn doch alle am gleichen Großhandelsmarkt beschaffen?

Die Erklärung liegt in den unterschiedlichen Beschaffungsstrategien der Lieferanten. Manche kaufen längerfristig im Vorhinein ein als andere. Bei jenen, die längerfristig einkaufen, schlagen sich Preisanstiege am Großhandelsmarkt später nieder als bei jenen, die kurzfristiger einkaufen.

Zum Höhepunkt der Preisentwicklung hat sich nicht nur die Anzahl der Wettbewerbsangebote reduziert, es sind sogar Anbieter aus dem Markt ausgeschieden. Einige der „alternativen“ Anbieter haben die Belieferung ihrer Kunden trotz Lieferverpflichtung und Preisgarantien eingestellt. Verfahren sind anhängig, manche schon mit Strafen abgeschlossen. Die lokalen Lieferanten haben die Belieferung dieser Kunden übernommen. Es zeigt sich, dass manche dieser „Stromdiscounter-Geschäftsmodelle“ offenbar nur „schönwettertauglich“ sind. Umso erstaunlicher ist es, dass nun das Zurückkehren dieser Anbieter in den Markt, nachdem die Preise am Großhandelsmarkt wieder sinken, von Konsumentenschützern und der Regulierungsbehörde begrüßt werden, obwohl diese Geschäftsmodelle die Versorgungssicherheit in Österreich gefährden und bewiesen haben, dass sie keine verlässlichen Lieferanten sind.

Florian Haslauer ist Energieexperte und Mitgründer einer Energie-Beraterfirma in Berlin.

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