Preise für Lebensmittel waren lange Zeit viel zu niedrig

Preise für Lebensmittel waren lange Zeit viel zu niedrig
Ein bewusstes Einkaufen und ein vernünftiger Umgang mit Nahrungsmitteln sind notwendig. Ein Gastkommentar von Christian Burger

Die Lebensmittelpreise werden aktuell heftig diskutiert. Preissteigerungen werden mit gestiegenen Energiekosten und vielen anderen Kostensteigerungen argumentiert. Viele oder vielleicht auch alle Argumente werden richtig sein. Es gibt aber auch weitere Aspekte, die man berücksichtigen muss.

Ein detaillierterer Blick auf den Markt vieler landwirtschaftlicher Produkte und die Entwicklung der heimischen Landwirtschaft zeigt zusätzliche Trends der letzten Jahre: Die Anzahl der Landwirtinnen und Landwirte in Österreich hat sich dramatisch verringert und die Betriebe sind dadurch deutlich größer geworden. Die Betriebsführerinnen und Betriebsführer sind sehr gut ausgebildet und haben gelernt, flexibel und anpassungsfähig sein.

Der Grund für diese strukturelle Entwicklung war, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte lange Zeit viel zu niedrig waren und somit ein wirtschaftliches Überleben der Bäuerinnen und Bauern in den bekannt sehr kleinen Strukturen schwierig bis unmöglich war. Die nun deutlich größeren Betriebe können große Menge anbieten und machen die Produkte damit auch für ausländische Kunden attraktiv, sodass ein Teil der Menge nicht mehr ausschließlich für den heimischen Markt zur Verfügung steht. Dies ist ein Trend, den wir in vielen europäischen Ländern sehen. Heute stehen wir vor der Situation, dass wir bei einigen Produkten (Beispiel Kartoffeln) keine Übermengen, sondern zeitweise sogar zu wenig Ware verfügbar haben. Sehr hohe (vielleicht manchmal zu hohe) Qualitätsanforderungen führen dazu, dass ein erheblicher Anteil der Ware ebenfalls nicht für die Vermarktung als Lebensmittel zur Verfügung steht. Außerdem bringen dramatische Witterungseinflüsse wie Trockenheit oder Unwetter, die leider immer häufiger werden, die internationalen Märkte in starke Turbulenzen. Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. Folglich steigen auch die Preise. Marktregulierungen werden hier, denke ich, relativ wenig bewirken, denn im freien Wettbewerb bestimmt eben die Nachfrage den Preis.

Die Entwicklung in der Landwirtschaft zeigt, dass die Preise der Lebensmittel in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu gering waren. Ein sorgsamer und bewusster Einkauf und auch ein entsprechend vernünftiger Umgang mit den Lebensmitteln sind daher dringend notwendig. Faire Partnerschaften mit Produzenten und Lieferanten werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Branche bemüht sich jeden Tag, dies zu leben. Mit der Entscheidung für österreichische Produkte kauft jeder Konsument nicht nur gesunde und qualitativ hochwertige Produkte, sondern kann die Entwicklung der Landwirtschaft positiv mitgestalten. Dies sollte man beim Einkauf bedenken, auch im eigenen Interesse, da diese Ware, zumindest bei den Kartoffeln, auch in den allermeisten Fällen deutlich günstiger ist.

Christian Burger ist Geschäftsführer der Lapro LandesproduktenhandelsgesmbH in Stockerau. Das Unternehmen verpackt jährlich zirka 30.000 Tonnen Kartoffeln und Zwiebeln und beliefert zwei große Handelsketten

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