Luftreiniger an Schulen: Bitte mit Plan
Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein über die Luftqualität in Innenräumen grundlegend verändert. Seit Jahren haben Expert*innen eine mangelnde Raumluftqualität an Österreichs Schulen bemängelt und Empfehlungen abgegeben, wie diese zu verbessern ist. Geändert hat sich kaum etwas, denn nur jede zehnte Schule in Österreich verfügt über ausreichend dimensionierte Lüftungsanlagen. Gleichzeitig empfiehlt das deutsche Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin wenigstens einen drei- bis fünffachen kompletten Luftaustausch pro Stunde, damit Klassenzimmer frei von Aerosolen werden, die Viren, aber auch Pollen, Staub oder Allergene transportieren. Das kann jedoch mit einfachem Lüften keinesfalls gewährleistet werden, sei es aus witterungsbedingten Gründen, oder einfach aufgrund einer zu geringen Frischluftzufuhr, wie sie vor allem bei gekippten Fenstern gegeben ist.
Seitens der österreichischen Regierung fehlt es trotzdem immer noch an einer konkreten Strategie, wie die heimischen Schulen besser ausgerüstet werden sollen – mittlerweile haben wir Anfang August. Nicht so in Deutschland – Bayern hat bereits letztes Jahr entschieden, mehr als 30 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um Schulen mit Filter-Luftreinigern auszustatten. In den letzten Tagen erfahren wir, dass z. B. Frankfurter Schulen mobile Luftreiniger bekommen werden, diesem Trend schließen sich nun immer mehr deutsche Städte an. Die allgemeine Nachrüstung mit Lüftungsanlagen in öffentlichen Gebäuden war unserem Nachbar im letzten Jahr 500 Millionen Euro wert und das ist kürzlich um weitere 200 Millionen für mobile Luftreiniger ausgeweitet worden. Worauf warten wir also in Österreich? Bildungsminister Faßmann hat zwar angekündigt, dass Luftreiniger an Schulen ab kommenden Herbst gegebenenfalls infrage kämen. Die Uhr tickt, nichtsdestotrotz muss eine solche Entscheidung mit Plan und Strategie erfolgen.
Ein unreflektierter und flächendeckender Einsatz von mobilen Luftreinigern ist zu vermeiden. Kurzfristig können sie zwar eine sinnvolle Ergänzung sein, um das Infektionsgeschehen zu beeinflussen. Mittel- und langfristig haben jedoch fest verbaute und nach internationalen Standards geprüfte Lüftungsanlagen mehr Sinn, denn sie können etwa abführen und auch Energie sparen. Wenn wir das Wohl unserer Schulkinder in den Mittelpunkt stellen wollen, muss die Politik gewährleisten, dass ausreichend Frischluft in den Klassenzimmern zur Priorität wird. Es gibt Berechnungen, nach denen ein solcher Schutz rund 180 Euro pro Schüler kosten würde. Bei rund einer Million Schüler in Österreich ist das nicht gerade wenig Geld. Jedoch muss man bedenken, dass diese Geräte auch eine gute Investition in die Zukunft darstellen: Luft ist nämlich unser wichtigstes Lebensmittel und wird auch nach Corona nicht an Aktualität verlieren.
Wolfgang Hucek ist Raumluftexperte und Geschäftsführer von TROX Österreich, Zentral- und Osteuropa.
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