Lernen von Ralf Rangnick

Cute child is in front of chalkboard
Was unserem Bildungssystem zur Weltspitze fehlt. Ein Gastkommentar von Walter Emberger.

Fehlt es unserem Bildungssystem an Geld, an Wissen, wie man es besser machen kann, oder an den Daten? Müssen wir noch mehr Geld fließen lassen, uns bessere Konzepte ausdenken, mehr Schulversuche starten und mehr Daten erheben? Definitiv: Nein. Konzepte und Schulversuche gibt es im Übermaß und es fließt bereits genug Geld. Wir sind in den OECD-Auswertungen stets in der Spitzenklasse bei den Ausgaben pro Schüler:in. Nur bei den Ergebnissen leider nicht. Es sind auch mehr als genug Daten erhoben.

Die Ressourcen sind also vorhanden, auch das Wissen, wie es geht. Es fehlt aber an einem gemeinsamen Ziel fürs Bildungssystem – und an der Entschlusskraft, das auch gegen Widerstände wirklich anzugehen. Und es fehlt auch an Respekt gegenüber den handelnden Personen. Und damit wird es bald auch nachhaltig an Menschen fehlen, die den Beruf der Lehrer:in oder Elementarpädagog:in ausüben wollen. Bei Mehr Grips haben wir ein Zielbild für Österreich als eine der führenden Bildungsnationen 2032 entwickelt.

Lernen von Ralf Rangnick

Walter Emberger

Wenn man vorne dabei sein will, muss man jetzt beginnen. Als erste Maßnahme sehen wir einen nationalen Schulterschluss von Regierung, Parlament und Sozialpartnern: Bildung muss zur nationalen Top-Priorität werden. Davon profitieren alle, sowohl die jetzt schon guten Schüler:innen, als auch das jetzt abgehängte untere Leistungsdrittel. Als ein Beispiel für die vorgeschlagenen Maßnahmen sei hier die Ausgliederung der Evaluation der Qualität des Bildungssystems in eine nationale, externe Agentur nach internationalem Standard erwähnt. In ihr arbeiten u. a. erfahrene Lehrpersonen, die dafür zwei Jahre vollzeitlich aus dem Unterrichten aussteigen und sich dadurch auch für spätere Leitungsfunktionen in Schulen qualifizieren. Hier muss man nichts neu erfinden, man kann sich das Beste aus bewährten Vorbildern herauspicken – etwa in England, den Niederlanden oder Neuseeland. 

Dies ist nur einer der Schritte auf dem Weg zu unserem Zielbild, aber ein wichtiger. Er wird dazu führen, dass Schulen besser bei ihrer Entwicklung begleitet werden, dass die Ergebnisse der Schulen, wo Großartiges geleistet wird, auch bekannt werden, und dass erfahrene Lehrkräfte ihre Expertise auch an andere Schulen weitergeben können.

Österreich unter den besten Bildungsländern im Jahr 2032. Utopisch? Nein, das ist machbar, und es ist dringend notwendig, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen. Wer hat vor zwei Jahren daran geglaubt, dass „unser“ Fußball-Nationalteam zum Stolz der Nation wird, dass „wir“ Gruppenerster in der schwierigsten EM-Gruppe werden? Schauen wir uns doch etwas von Ralf Rangnick ab, wenn wir unser Bildungssystem ins Positive drehen. Ambitionierte Ziele, ein klarer Plan, der konsequent verfolgt wird. Der Respekt vor dem Einsatz und der Leistung. Dann wird unser Bildungssystem auch zu etwas werden, auf das viele stolz sind. Und damit werden wieder mehr Menschen bereit sein, den so wichtigen Beruf der Lehrkraft auszuüben.

Walter Emberger ist Gründer von Teach For Austria und Mitglied von Mehr Grips.

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