Klimaschutzlogik: Die 5-Tonnen-Gesellschaft
Die Dramatik der Erderhitzung wird langsam – mit 40-jähriger Verspätung – der Mehrheit der Österreicher bewusst. Schon in 20 Jahren wird es dramatisch ausschauen und die Zahl der Klimaflüchtlinge aus nicht mehr bewohnbaren Regionen wird stark ansteigen, Gletscher werden verschwinden, Flüsse werden austrocknen, Konflikte um die verbleibenden Ressourcen werden das Leben erschweren. Die menschenverursachte (!) Erderhitzung verläuft derzeit gut 100-mal schneller, als es durch natürliche Schwankungen erklärbar wäre.
Seit den späten 1970er-Jahren ist der Verlauf der Erderhitzung bekannt und die damaligen wissenschaftlichen Prognosen sind zuverlässig eingetroffen! Ein logischer Lösungsansatz: Die 5-Tonnen-Gesellschaft! Nur wer bisher weniger als 1 bis max. 2,5 Tonnen Treibhausgase pro Jahr verursachte, trägt keine unmittelbare Schuld an der Erderhitzung. Vorerst sollten wir uns einmal die Grenze von 5 Tonnen Treibhausgas pro Jahr setzen, die nicht überschritten werden darf. Derzeit verursacht der durchschnittliche Österreicher ca. 9 Tonnen CO2 pro Jahr, einkommensstärkere Bürger (über € 5.000 Nettoeinkommen ) im Schnitt über 20 Tonnen, bedingt z. B. durch mehr Flugreisen.
Die 5-Tonnen-Zielsetzung bezieht sich vorerst nur auf das Privatleben.
Zur Eigenberechnung (Werte pro Person und Jahr):
1,3 Tonnen CO2 fallen anteilig auf jeden Österreicher durch die Bereitstellung/Nutzung der öffentlichen Infrastruktur.
3 bis 5 Tonnen CO2 entfallen im Schnitt auf den Konsum (Lebensmittel/alltägliche Einkäufe). Durch bewusstes Einkaufen/Essen wären unter 2 Tonnen realistisch.
1 bis 2 Tonnen CO2 entfallen im Schnitt auf die alltägliche Mobilität (ohne Flüge). Das lässt sich z. B. durch weniger und sparsameres Autofahren (bzw. E-Mobilität) auf unter 1 Tonne reduzieren. 6.000 Autokilometer (ca. 7 l Sprit/100 km) verursachen ca. 1 Tonne CO2 .
2 bis 4 Tonnen CO2 werden im Schnitt durch Heizen verursacht. Das lässt sich in vielen Fällen durch effizienteres Heizen inkl. Wärmedämmung auf unter 1 Tonne reduzieren.
Flugreisen: pro Flugkilometer müssen 250 bis 300 Gramm Treibhausgase angesetzt werden. 16.000 Flugkilometer (Wien–New York und retour) verursachen gut 4 Tonnen Treibhausgase, eine innereuropäische Flugreise (z. B. 6.000 km) liegt bei knapp 2 Tonnen. Solange kein nachhaltiger Flugbetrieb möglich/üblich ist, sollten wir uns höchstens alle 3 Jahre einen mittleren Flug gönnen. Hier müssen sich diejenigen, die mehr reisen wollen, intensiv für nachhaltige Lösungen einsetzen oder in anderen Lebensbereichen umso klimaschonender agieren, um unter 5 Tonnen zu bleiben.
Michael Praschl ist seit 1982 wissenschaftlich mit dem Klimawandel und seit 1988 beruflich mit dem Schwerpunkt „sichere und nachhaltige Mobilität“ befasst.
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