Klimakrise, Pandemien: Ohne Ernährungsänderung nicht lösbar!

Klimakrise, Pandemien: Ohne Ernährungsänderung nicht lösbar!
Nutztierhaltung verbraucht Flächen und trägt zur Klimakatastrophe bei

In den Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise fehlt fast immer ein entscheidender Punkt: Wir müssen unseren Konsum von Tierprodukten drastisch reduzieren. Global beziffert die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO den Anteil der Nutztierhaltung am Klimawandel zwischen 14,5 und 18 Prozent, das ist mindestens soviel, wie der Anteil des gesamten weltweiten Verkehrs, also aller Autos, Lkw, Flugzeuge usw. zusammen.

Was in der Bilanz noch fehlt, sind die sogenannten „Opportunitätskosten“: Fleischproduktion belegt enorme Ackerflächen, weil die Tiere aus 5 bis 7 Kalorien Futter nur eine Kalorie Fleisch, Milch und Eier machen, der Rest wird zu Gülle und Schlachtabfällen. Die reine Weidehaltung von Rindern oder Schafen ist in vielen anderen Problemfeldern zwar besser als die industrielle Nutztierhaltung, aber beim Flächenbedarf nicht. Einzig und allein der Umstieg von tierischen zu pflanzlichen Lebensmitteln reduziert den Flächenbedarf enorm. Die nachwachsende natürliche Vegetation auf den frei werdenden Flächen wäre unser Trumpf-Ass gegen die Klimakrise: Wie mit einem Schwamm könnten wir damit viel CO2 aus der Atmosphäre wieder als Biomasse binden, und das Klima somit massiv entlasten.

Auch der Übersprung von Viren auf uns Menschen könnten wir durch Änderung unserer Ernährungsgewohnheiten und die Abschaffung der industriellen Nutztierhaltung deutlich reduzieren: Einerseits weil wir weniger Fläche bräuchten, und damit weniger Regenwälder und dort angesiedelte Artenvielfalt zerstören müssten, und auch weniger mit fremden Viren in solchen Gebieten in Kontakt kämen. Andererseits auch, weil industriellen Tierfabriken selbst immer wieder Seuchenherde sind.

In der industriellen Nutztierhaltung werden allein in Österreich in diesem Moment rund 20 Millionen Tiere gezwungen, das genaue Gegenteil zu praktizieren: Sie stehen in Massen Körper an Körper mit geschwächtem Immunsystem im eigenen Dreck. Ausbrüche von Vogelgrippe, Schweinegrippe, auch Covid-19-Mutationen in den gigantischen, im November 2020 dann stillgelegten dänischen Nerzfarmen, usw.

Ein anderes globales Gesundheitsfiasko, auf das wir zusteuern, ist das Ende funktionsfähiger Antibiotika. Wie verwenden wir weltweit drei Viertel der Antibiotika? Nein, wahrscheinlich falsch geraten. Nicht zur Heilung von Krankheiten in der Humanmedizin! Sondern rein dazu, um Nutztiere trotz Massenhaltung auf engstem Raum unter meist schrecklichen Bedingungen doch noch irgendwie lebend zum Schlachthof zu bringen, um dieses System am Laufen zu halten. Nicht nur den Tieren gegenüber haben wir hier einen Erklärungsnotstand.

Wenn im Jahr 2060 vielleicht eine Nierenbecken- oder Lungenentzündung wieder zur tödlichen Gefahr geworden sein wird, wie erklären wir dann den Generationen nach uns, dass uns das billige Schnitzel aus der Tierfabrik wichtiger war als der Schutz der Antibiotika für sie?

Kurt Schmidinger ist Geophysiker und Lebensmittelwissenschaftler.

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